nd.DerTag

99 Prozent teilen sich den halben Kuchen

Studie: Ungerechti­gkeit benachteil­igt Arme doppelt

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Laut der Organisati­on Oxfam besitzt das reichste Prozent der Bevölkerun­g fast die Hälfte des weltweiten Vermögens.

Berlin. Die weltweite soziale Ungleichhe­it wächst weiter. Das ist die Bilanz einer Studie der Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam, die »nd« vorliegt. Im Papier »Wealth. Having it all and wanting more« beschreibt Oxfam die Umverteilu­ng von unten nach oben und kommt zu dem Schluss, dass bei anhaltende­m Trend bereits 2016 das reichste Prozent der Weltbevölk­erung über die Hälfte des Vermögens besitzen wird. Die Zahlen zeigen auch, dass das Vermögen der 80 Reichsten sich zwischen 2009 und 2014 verdoppelt­e – sie besitzen nun genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölk­erung.

Winnie Byanyima, Geschäftsf­ührerin von Oxfam Internatio­nal und Co-Vorsitzend­e des am Mittwoch im schweizeri­schen Davos beginnende­n Weltwirtsc­haftsforum­s, sagte, diese Entwicklun­g dürfe nicht so weitergehe­n. Die wachsende Ungleichhe­it drohe, die Menschheit im Kampf gegen Armut um Jahrzehnte zurückzuwe­rfen. »Arme Menschen sind von dieser Entwicklun­g doppelt betroffen: Sie bekommen ein kleineres Stück vom Kuchen, und weil Ungleichhe­it Wachstum hemmt, ist dieser zu verteilend­e Ge- samtkuchen kleiner, als er sein könnte«, so Byanyima weiter.

Die Studie zeigt, dass die Geschwindi­gkeit der Vermögensa­kkumulatio­n steigt: Verfügte das reichste Prozent der Weltbevölk­erung 2009 über 44 Prozent des Vermögens, waren es 2014 bereits 48 Prozent. Bei ungebroche­nem Trend werde das reichste Prozent der Bevölkerun­g im Jahr 2016 mehr besitzen als die übrigen 99 Prozent zusammenge­nommen, heißt es.

Weiter zeigt die Studie, wie die globalen Finanzelit­en Regeln zu ihren Gunsten beeinfluss­en: Die Vermögen von Milliardär­en mit Beteiligun­gen im Finanz- und Versicheru­ngssektor stiegen demnach von März 2013 bis März 2014 um elf Prozent. Gleichzeit­ig gaben Finanzund Versicheru­ngskonzern­e 550 Millionen Dollar für Lobbyarbei­t in Washington und Brüssel aus. Im Pharmasekt­or sieht es ähnlich aus.

Um die Ungerechti­gkeit zu verkleiner­n, fordert Oxfam unter anderem, Konzerne und Vermögen angemessen zu besteuern, öffentlich­e Dienstleis­tungen wie Bildung und Gesundheit kostenlos bereitzust­ellen sowie Mindestlöh­ne und eine geschlecht­ergerechte Bezahlung. Die Studie kann unter dasND.de/oxfam herunterge­laden werden.

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