Rummelsburger Badebucht
Lichtenberger diskutieren Ideen, wie der alte Spreearm wieder sauber werden könnte
Baden ist im Rummelsburger See und der Spree heute undenkbar, dabei tummelten sich dort noch vor hundert Jahren die Menschen – irgendwann einmal soll es wieder so werden.
»Der Zürichsee war vor 30 Jahren extrem verdreckt, auch in der Isar in München konnte nicht mehr gebadet werden«, erzählt Ralf Steeg. Inzwischen finde man an schönen Tagen vor lauter Menschen kaum noch ein freies Fleckchen an den Ufern, berichtet der diplomierte Landschaftsarchitekt und Umweltplaner.
Die Lichtenberger Grünen haben ihn eingeladen, denn sie haben einen Traum: dass man irgendwann einmal wieder in der Rummelsburger Bucht baden kann. Diesen Plan wollen sie an diesem Freitagabend auf der langen Nacht der Politik im Lichtenberger Rathaus mit Interessierten diskutieren. Seit bald 90 Jahren gibt es keine öffentlichen Badestellen mehr an dem Gewässer, das der Rest eines alten Spreearms ist, der früher bis zum Ostbahnhof reichte.
Bereits in den 90er Jahren wurden viele tausend Tonnen hochgiftiger Schlamm aus dem See gebaggert – es waren Hinterlassenschaften der industriellen Vergangenheit Stralaus. Doch sehr viel mehr Giftschlamm liegt noch auf dem Seegrund. Das ist eines der Probleme bei der Realisierung des Traums.
»Ohne die Reinigung des Ruschegrabens wird das mit der Rummelsburger Bucht nie etwas«, sagt Henriette van der Wall von der Lichtenberger Grünenfraktion. Diesen Tipp bekam sie direkt von der Umweltverwaltung. Bis aus Hohenschönhausen kommen die dreckigen Fluten durch den großen Kanal, bei dem nur der Name noch an ein offenes Gewässer erinnert. Zusammen mit dem Marzahn-Hohenschönhausener Graben ergießen sich pro Jahr rund 2,3 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser in den See.
»Das ist ja nur Regen, könnte man denken«, sagt Steeg, »aber sobald Regen auf Stadt trifft, wird das Abwas- Tobias Dollase, Vorsitzende der Sportjugend Berlin ser.« Reifenabrieb, Hundekot und vieles mehr landen ungeklärt im See. Dazu kommt noch gemischtes Haushalts- und Regenabwasser aus dem inneren Stadtgebiet durch sogenannte Fehlanschlüsse, also Verbin- dungen mit dem normalen Kanalisationsnetz, die es eigentlich nicht geben dürfte.
Seit bald zwei Jahrzehnten planen Senat und Wasserbetriebe den Bau eines schilfbewachsenen Absetzbeckens, das einen Großteil des problematischen Eintrags – Krankheitserreger und zu viele Nährstoffe – eliminieren soll. Eine Technik, die sich schon an anderen Berliner Gewässern wie dem Halensee bewährt hat. »Schilf vollbringt wahre Wunder, das knackt sogar Keime«, sagt Steeg begeistert. Doch der Plan hat einen Pferdefuß. Weil keine anderen Flächen mehr frei verfügbar sind, sollen ausgerechnet Teile des einzigen Sportplatzes im Kiez an der Georg-Löwenstein-Straße genutzt werden. Das lehnen die Anwohner entschieden ab.
Hier kommt Ralf Steeg ins Spiel. Seine Firma Luritec hat ein System entwickelt, mit dem Speichertanks und auch Absetzbecken direkt im Fluss errichtet werden können. Seit zwei Jahren läuft die Pilotanlage im Osthafen beanstandungsfrei. »Eine Insel mit etwa 5000 Quadratmetern Fläche würde reichen, vielleicht ginge das auch etwas kleiner«, sagt Steeg. Allerdings nur, wenn auch andere geplante Maßnahmen wie die Optimierung bereits existierender Regenrückhaltebecken weiter nördlich und auch die Beseitigung der noch existierenden Fehlanschlüsse in Angriff genommen werden.
Hans Pagel vom Kiezbeirat ist durchaus angetan von dem Vorschlag, auch wenn ihm die Fläche von 50 mal 100 Metern fast etwas klein vorkommt. Auch die IG Erholungssee Rummelsburg findet die Idee gut. Nun gilt es, für die Vision zu kämpfen. »Wenn die Bürger nicht mitmachen, kann man nichts erreichen«, warnt Henriette van der Wall.
»Wir könnten viel mehr Kooperationen anbieten, die Nachfrage ist riesig.«