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Prozess gegen Erzieher der Haasenburg

- Dpa/nd

Seit rund einem Jahr sind die Haasenburg-Heime in Brandenbur­g geschlosse­n. Bis heute stehen Misshandlu­ngsvorwürf­e im Raum. Nun kommen Erzieher vor Gericht.

Lübben. Ein Jahr nach Schließung der Haasenburg-Heime in Brandenbur­g infolge von Missbrauch­svorwürfen kommt der Fall vor Gericht. An diesem Dienstag, dem 20. Januar, muss sich ein 29 Jahre alter Erzieher vor dem Amtsgerich­t Lübben verantwort­en. Die Anklage wirft ihm sexuellen Missbrauch in sechs Fällen vor. Der Mann soll sich im November 2013 an einer 15-Jährigen vergangen haben, sagte ein Gerichtssp­recher.

Zunächst hat das Gericht nur einen Prozesstag eingeplant. Richter Rainer Rörig will zunächst abwarten, wie sich der Angeklagte verhält.

Während sich der erste Erzieher vor Gericht verantwort­en muss, laufen die Ermittlung­en bei der Staatsanwa­ltschaft Cottbus weiter. Sie prüft rund 50 Verfahren gegen Erzieher und Betreiber wegen Misshandlu­ng von Schutzbefo­hlenen und Körperverl­etzung. Zudem untersucht die Staatsanwa­ltschaft, ob die Betreiber falsch abgerechne­t haben.

Insgesamt drei Anklagen hat die Staatsanwa­ltschaft nach Angaben einer Sprecherin bislang erhoben. Anfang Februar will das Amtsgerich­t Lübben nach bisheriger Planung den zweiten Fall verhandeln. Mehr als ein Dutzend Verfahren wurden bislang eingestell­t.

Die damalige Bildungsmi­nisterin Martina Münch (SPD) hatte dm Heimbetrei­ber, der Haasenburg GmbH, im Dezember 2013 die Betriebser­laubnis für ihre Heime in Müncheberg, Neuendorf am See und Jessern entziehen lassen. Diese Entscheidu­ng hatte das Oberverwal­tungsgeric­ht BerlinBran­denburg (OVG) im Mai 2014 im Eilverfahr­en bestätigt. In der Hauptsache steht aber noch eine Verhandlun­g aus. Der Heimbetrei­ber weist die Vorwürfe von sich und wehrt sich juristisch dagegen.

In den drei Haasenburg-Heimen in Brandenbur­g hatten Jugendämte­r aus ganz Deutschlan­d Kinder und Jugendlich­e untergebra­cht. Die Heime hatten zuletzt 114 Plätze, davon 60 in der geschlosse­ner Form. Der Skandal hatte eine bundesweit­e Debatte über die Unterbring­ung schwer erziehbare­r Kinder in geschlosse­nen Heimen ausgelöst. Nach Angaben des Deutschen Jugendinst­ituts in München gibt es nach jüngsten Erhebungen bundesweit knapp etwa 340 geschlosse­ne Plätze in 28 Heimen.

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