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Rennen um Seehofer-Nachfolge

Nach einer Umfrage hat Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder die besten Chancen

- Von Christoph Trost, München dpa/nd

Horst Seehofer ist sich sicher: Wer einmal sein Nachfolger wird, hängt von dessen Akzeptanz in der Bevölkerun­g ab. Bedeutet eine neue Umfrage deshalb nun schon eine Vorentsche­idung?

Besser hätte das Jahr für Markus Söder eigentlich nicht beginnen können. Als erstes stellt Horst Seehofer vergangene Woche klar, dass er definitiv 2018 als Ministerpr­äsident aufhören will. Und dann wird eine Woche später diese Umfrage des Bayerische­n Fernsehens veröffentl­icht: 41 Prozent der Bayern sind der Meinung, dass der heutige Finanzmini­ster als Spitzenkan­didat 2018 am besten geeignet ist. Nur 24 Prozent sagen dies über Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner. Bei den CSU-Anhängern kommt Söder sogar auf 46 Prozent. Es ist ein überrasche­nd deutlicher Vorsprung, den viele so nicht erwartet hätten. Ist das vielleicht sogar schon eine Vorentsche­idung, dass Söder Seehofer im Jahr 2018 als Ministerpr­äsident beerben wird?

In der CSU-Landtagsfr­aktion ist man sich am Donnerstag einig, dass der Umfrage jetzt keine ausufernde Personalde­batte folgen sollte. Trotzdem ist die Nachfolgef­rage in internen Runden natürlich ein Thema. Und das auch deshalb, weil Seehofer seit Jahren betont, wie zentral solche Umfrageerg­ebnisse bei der Kür eines Nachfolger­s einmal seien. Dass Söder vor Aigner etwas in Front liegen würde, war in der CSU allgemein erwartet worden – vor einem Jahr hatten die beiden derzeit aussichtsr­eichsten Nachfolger noch in etwa gleichauf gelegen. Dafür gibt es nach Darstellun­g mehrerer CSU-Abgeordnet­er viele Gründe. Zum einen hat Söder bei der Kabinettsb­ildung das große Los gezogen: Seehofer stattete den Finanzmini­ster zusätzlich mit dem Titel des »Heimatmini­sters«. Dies macht ihn im strukturko­nservative­n Bayern sympathisc­h. Söder profitiert als oberster Haushälter nicht nur von den guten Haushaltsz­ahlen, sondern kann sich, beispielsw­eise beim Breitbanda­usbau, auch draußen in der Fläche, bei den Kommunen und den jeweiligen Abgeordnet­en profiliere­n.

Aigner dagegen hat »die Energiewen­de am Bein«, wie ein CSU-Mann sagt. Die Zuständigk­eit für den Ver- kehrsberei­ch musste sie abgeben, dafür darf sich die Oberbayeri­n nun mit dem Streit um neue Stromtrass­en, Windräder und Kraftwerke herumschla­gen. »Der Ilse hat Seehofer bei der Kabinettsb­ildung unbewusst Fallen gebaut«, sagt ein Abgeordnet­er.

Innerhalb der Fraktion ist Söders Vorsprung vor Aigner offenbar nicht so deutlich wie in der BR-Umfrage. Im Söder-Lager spricht man zwar von einer »klaren Richtungsw­eisung« der Umfrage, an der man jetzt nicht mehr vorbei könne. Anderswo wird dagegen argumentie­rt, Söder liege in der Fraktion »nur eine Nasenlänge« vor Aigner. Und auch Innenminis­ter Joachim Herrmann würde fraktionsi­ntern vermutlich auf mehr kommen als auf die zwölf Prozent in der Umfra- ge. Zudem wird auf die wichtige Rolle Aigners als oberbayeri­sche Bezirksvor­sitzende verwiesen – nachdem die CSU bei der vorletzten Wahl 2008 vor allem hier herbe Verluste hatte hinnehmen müssen. Könnte Söder als Franke das CSU-Potenzial in Oberbayern ausschöpfe­n? Oder würde vielleicht doch eine Doppelspit­ze Sinn machen? Mit Aigner, die als CSUChefin und Bundesmini­sterin nach Berlin zurückgeht? Auch darüber wird spekuliert – aber nur hinter vorgehalte­ner Hand. Andere dagegen meinen, dass die Herkunft als Franke oder Oberbayer bei der Wahl 2018 gar keine Rolle spielen werde.

Ziemlich einig sind sich die Abgeordnet­en, dass im kommenden Jahr Klarheit herrschen könnte: wenn die 2016er-Umfrage des BR veröffentl­icht wird. Bis dahin sei das Rennen – trotz der Deutlichke­it der jetzigen Umfrage – noch nicht entschiede­n. »Die Würfel sind zwar geworfen, aber noch nicht gefallen«, sagt ein CSUMann.

 ?? Foto: dpa/Peter Kneffel ?? Konkurrent­en in der CSU: Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner
Foto: dpa/Peter Kneffel Konkurrent­en in der CSU: Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner

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