Rennen um Seehofer-Nachfolge
Nach einer Umfrage hat Bayerns Finanzminister Markus Söder die besten Chancen
Horst Seehofer ist sich sicher: Wer einmal sein Nachfolger wird, hängt von dessen Akzeptanz in der Bevölkerung ab. Bedeutet eine neue Umfrage deshalb nun schon eine Vorentscheidung?
Besser hätte das Jahr für Markus Söder eigentlich nicht beginnen können. Als erstes stellt Horst Seehofer vergangene Woche klar, dass er definitiv 2018 als Ministerpräsident aufhören will. Und dann wird eine Woche später diese Umfrage des Bayerischen Fernsehens veröffentlicht: 41 Prozent der Bayern sind der Meinung, dass der heutige Finanzminister als Spitzenkandidat 2018 am besten geeignet ist. Nur 24 Prozent sagen dies über Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Bei den CSU-Anhängern kommt Söder sogar auf 46 Prozent. Es ist ein überraschend deutlicher Vorsprung, den viele so nicht erwartet hätten. Ist das vielleicht sogar schon eine Vorentscheidung, dass Söder Seehofer im Jahr 2018 als Ministerpräsident beerben wird?
In der CSU-Landtagsfraktion ist man sich am Donnerstag einig, dass der Umfrage jetzt keine ausufernde Personaldebatte folgen sollte. Trotzdem ist die Nachfolgefrage in internen Runden natürlich ein Thema. Und das auch deshalb, weil Seehofer seit Jahren betont, wie zentral solche Umfrageergebnisse bei der Kür eines Nachfolgers einmal seien. Dass Söder vor Aigner etwas in Front liegen würde, war in der CSU allgemein erwartet worden – vor einem Jahr hatten die beiden derzeit aussichtsreichsten Nachfolger noch in etwa gleichauf gelegen. Dafür gibt es nach Darstellung mehrerer CSU-Abgeordneter viele Gründe. Zum einen hat Söder bei der Kabinettsbildung das große Los gezogen: Seehofer stattete den Finanzminister zusätzlich mit dem Titel des »Heimatministers«. Dies macht ihn im strukturkonservativen Bayern sympathisch. Söder profitiert als oberster Haushälter nicht nur von den guten Haushaltszahlen, sondern kann sich, beispielsweise beim Breitbandausbau, auch draußen in der Fläche, bei den Kommunen und den jeweiligen Abgeordneten profilieren.
Aigner dagegen hat »die Energiewende am Bein«, wie ein CSU-Mann sagt. Die Zuständigkeit für den Ver- kehrsbereich musste sie abgeben, dafür darf sich die Oberbayerin nun mit dem Streit um neue Stromtrassen, Windräder und Kraftwerke herumschlagen. »Der Ilse hat Seehofer bei der Kabinettsbildung unbewusst Fallen gebaut«, sagt ein Abgeordneter.
Innerhalb der Fraktion ist Söders Vorsprung vor Aigner offenbar nicht so deutlich wie in der BR-Umfrage. Im Söder-Lager spricht man zwar von einer »klaren Richtungsweisung« der Umfrage, an der man jetzt nicht mehr vorbei könne. Anderswo wird dagegen argumentiert, Söder liege in der Fraktion »nur eine Nasenlänge« vor Aigner. Und auch Innenminister Joachim Herrmann würde fraktionsintern vermutlich auf mehr kommen als auf die zwölf Prozent in der Umfra- ge. Zudem wird auf die wichtige Rolle Aigners als oberbayerische Bezirksvorsitzende verwiesen – nachdem die CSU bei der vorletzten Wahl 2008 vor allem hier herbe Verluste hatte hinnehmen müssen. Könnte Söder als Franke das CSU-Potenzial in Oberbayern ausschöpfen? Oder würde vielleicht doch eine Doppelspitze Sinn machen? Mit Aigner, die als CSUChefin und Bundesministerin nach Berlin zurückgeht? Auch darüber wird spekuliert – aber nur hinter vorgehaltener Hand. Andere dagegen meinen, dass die Herkunft als Franke oder Oberbayer bei der Wahl 2018 gar keine Rolle spielen werde.
Ziemlich einig sind sich die Abgeordneten, dass im kommenden Jahr Klarheit herrschen könnte: wenn die 2016er-Umfrage des BR veröffentlicht wird. Bis dahin sei das Rennen – trotz der Deutlichkeit der jetzigen Umfrage – noch nicht entschieden. »Die Würfel sind zwar geworfen, aber noch nicht gefallen«, sagt ein CSUMann.