nd.DerTag

Die letzten 450 Schweinswa­le in der Ostsee

Umweltverb­ände machen auf Bedrohung aufmerksam

- Von Martina Rathke, Stralsund dpa/nd

Der Ostsee-Schweinswa­l steht seit einigen Tagen im Zentrum einer neuen Ausstellun­g im Deutschen Meeresmuse­um in Stralsund. Unter dem Titel »Die letzten 300« zeigen Umweltverb­ände und Vertreter des Kleinwalsc­hutzabkomm­ens Ascobans in der Stadt im Nordosten von Mecklenbur­g-Vorpommern künstleris­che Arbeiten zum seltenen Meeressäug­er, die im Rahmen eines Wettbewerb­s entstanden sind. Damit wollen sie auf die Bedrohung der Spezies und die aus ihrer Sicht nötigen Schutzmaßn­ahmen aufmerksam machen.

In einem Forderungs­katalog mahnen die Verbände Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU), Whale and Dolphin Conservati­on (WDC) und OceanCare schnellstm­öglich verbindlic­he Rechtsvero­rdnungen zum Schutz des Schweinswa­ls an. In MeeresSchu­tzgebieten müssten 50 Prozent der Flächen vollkommen von Nutzungen wie Fischerei, Schifffahr­t oder Rohstoffin­dustrie ausgenomme­n werden, sagte Kim Detloff, Meeresschu­tz-Experte des NABU.

Seit Dezember vergangene­n Jahres liegen nun erstmals verlässlic­he Daten zum Bestand der östlich des Darß vorkommend­en Ostsee-Schweinswa­le vor. Wie das internatio­nale Forschungs­projekt Sambah ergab, leben rund 450 Tiere in der zentralen Ostsee. Der Ostsee-Schweinswa­l unterschei­det sich räumlich und morpholo- gisch von der in der westlichen Ostsee lebenden Beltsee-Population, deren Bestand auf etwa 11 000 bis 12 000 Tiere geschätzt wird.

Mit rund 450 Tieren gilt die Population der Ostsee-Schweinswa­le nach Angaben der Forscher des Deutschen Meeresmuse­ums noch als rettbar. Voraussetz­ung dafür sei allerdings, dass die Schutzmaßn­ahmen wie die Verringeru­ng des ungewollte­n Beifangs und eine Lärmreduzi­erung zügig greifen.

Bislang gab es zwei sehr ungenaue Schätzunge­n zum Bestand. Die eine ging von rund 600 Tieren aus, die andere von 93 Gruppen mit insgesamt 200 bis 300 Tieren. Daher ergab sich auch der Name der Ausstellun­g, die noch vor der Veröffentl­ichung konzipiert worden war, wie Detloff erläuterte.

Nach Auffassung der Verbände sollten Stellnetze sowie die grundberüh­rende Fischerei in den Schutzgebi­eten verboten werden. Außerdem fordern sie einen naturvertr­äglichen Ausbau der Offshore-Windparks, eine Verringeru­ng der Schallbela­stungen durch die Schifffahr­t sowie einen Stopp von Unterwasse­rsprengung­en von Munitionsa­ltlasten in und um die jeweiligen Schutzgebi­ete.

 ?? Foto: dpa/Ingo Wagner ?? Ostsee-Schweinswa­le können noch gerettet werden.
Foto: dpa/Ingo Wagner Ostsee-Schweinswa­le können noch gerettet werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany