59 Nazis im Thüringer Aussteigerprogramm
Jena. Mit Hilfe des Aussteigerprogrammes für Neonazis in Thüringen haben bislang 59 Rechte den Absprung aus der Szene gewagt. Zudem seien in den vergangenen fünfeinhalb Jahren 44 Eltern und Angehörige von rechten und gewaltbereiten Jugendlichen betreut worden, sagte Projektleiter Sebastian Jende der dpa. Die Aussteigerberatung bietet Hilfe für einen Lebensentwurf fernab rechter Propaganda und Gewalt. Gegenwärtig werden in dem Programm neun Ausstiegswillige sowie eine Mutter betreut. Der Einstieg in den Ausstieg sei ein mühsames Geschäft, betonte Jende. In der Regel werden die rechten Aussteiger ein bis zwei Jahre begleitet. »Wir haben aber auch einen jungen Mann, den wir schon seit fünf Jahren betreuen.« Der Beratungsdienst helfe den überwiegend 18- bis 25-Jährigen, sich ein neues Umfeld und neue Lebensziele aufzubauen. Geleitet von der rechten Ideologie seien die Jugendlichen, die sich an den Beratungsdienst wendeten, alle früher bereits als Gewalttäter aufgefallen. Hinzu kämen oft noch Suchtprobleme und Schul- oder Lehrabbruch, schilderte Jende. Etwa ein Drittel der Jugendlichen bricht laut Jende das Programm ab, weil der Ausstiegsprozess zu anstrengend ist oder keine Notwendigkeit der Beratung mehr gesehen wird. Ein weiteres Drittel der betreuten Ausstiegswilligen sei nach der Beratungszeit so gefestigt, dass es die Hassideologie abgelegt habe und zugleich rassistische Vorurteile erkennen und reflektieren könne. Das noch verbleibende Drittel sei auf einem guten Weg.