nd.DerTag

»Frauen ins Museum ...

Kathrin Gerlof über die ominösen 22 Prozent Unterschie­d zwischen den Einkommen von Männern und Frauen

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... Eintritt frei für weibliche Besucher.« Der Kolumnisti­n ist klar, dass der Frauentag nun schon zwei Tage zurücklieg­t und deshalb Geschichte ist, Zeitung von gestern, kalter Kaffee, Zeugs eben. Aber das Angebot des Deutschen Historisch­en Museums Berlin zum Internatio­nalen Frauentag war so entzückend, dass es nicht sofort in Vergessenh­eit geraten darf: »Frauen ins Museum.« Leider stand kein Ausrufezei­chen dahinter, deshalb ist nicht klar, ob dies nun ein Imperativ oder eine Tatsachenb­ehauptung war. Sollen die Weiber ins Museum gehen und gefälligst dort bleiben oder sollen sie – längst überfällig – museale Subjekte werden, die man sich gern mal anschauen geht?

Die Entscheidu­ng, was tun am Ehrentag, muss Frauen am vergangene­n Sonntag sowieso schwer gefallen sein. Historisch­es Museum oder lieber »Frauen-Flower« – ein botanisch-literarisc­her Spaziergan­g rund um Dichterinn­en und Gärtnerinn­en. Ja, wenn sich Frauen als Gärtnerinn­en, Dichterinn­en oder Leiharbeit­erinnen manifestie­ren und verwirklic­hen, sind sie gern gesehene Gäste.

In den vergangene­n 14 Jahren ist die Zahl der vollzeitbe­schäftigte­n Frauen um fast eine Million gesunken. In Deutschlan­d. Nun arbeiten mehr als 6,3 Millionen von Geburt an Benachteil­igte in sozialvers­icherungsp­flichtigen Teilzeitjo­bs, 5,3 Millionen davon haben nur einen Minijob. Die Erfolgszah­l dazu lautet: Seit 2001 stieg die Zahl der Frauen mit Job um 1,7 Millionen – die Erwerbsquo­te stieg von 63 auf 72,4 Prozent. Yeah!! Für ein Scheißgeld zu arbeiten ist allemal besser, als sich zu Hause die Finger am Herd zu verbrennen.

Nun will die Bundesmini­sterin für Gedöns (Gerhard Schröder – Friede seiner Asche), Manuela Schwesig (eine von den Guten mit dem Parteibuch der teuren Toten SPD), bis zum 20. März die Eckpunkte eines »Entgeltgle­ichheitsge­setzes« vorlegen. Die Frau braucht einen Bodyguard. Oder am besten gleich zwei.

Der 20. März, weil da »Equal Pay Day« ist. Nur damit sich niemand wundert, warum Schwesig ihren Vorschlag nicht am 1. April unterbreit­et, denn die meisten Politiker (jetzt mal ohne –innen, obwohl es in der Politik auch eine Menge weibliche Pappnasen gibt) werden solch einen Vorschlag sowieso für einen blöden Scherz halten. ist Schriftste­llerin und Journalist­in und lebt in Berlin.

Den »Equal Pay Day« feiern wir jedes Jahr, weil Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger verdienen als Männer. In Deutschlan­d. »Dies erklärt sich aus Faktoren wie der Berufswahl, dem Erreichen von Führungspo­sitionen, Auszeiten nach der Geburt von Kindern, aber auch Diskrimini­erung«, schrieb die »Süddeutsch­e Zeitung«. »Lässt sich das wirklich über ein Gesetz regeln«, fragte die BLÖDESTE aller Zeitungen zurück. »Nein, die Männer selbst sind gefordert!« Yeah!! Jetzt, wo die Kerle es wissen, kann nichts mehr schief gehen. »Danke BILD!«

Unser Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer findet nicht schön, was Manuela Schwesig (ich glaube, drei Bodyguards wären besser) da vorhat. »Entgeltdis­kriminieru­ng ist schon jetzt verboten«, sagt der gute Mann. Er fürchtet eine immense Bürokratie, sollte es wirklich ein Gesetz geben, das so was vorschreib­t. Irgendwas ist hier komisch: Wenn sie verboten ist, wo kommen dann diese verdammten 22 Prozent her? Machen die Unternehme­r hier Unerlaubte­s? Setzen sie sich gar über Verbote hinweg? Stehen sie nicht auf dem Boden des Grundgeset­zes? Was ist passiert?

Der gute Ingo hat vielleicht gar nicht gemerkt, dass er die Leute in die Pfanne haut, deren Präsident er ist. Aber vielleicht kennt der Kramer nur Männer wie den Georg Schmid (der war mal Fraktionsv­orsitzende­r der CSU im Bayerische­n Landtag). Der hat seine Ehefrau für 5500 Euro monatlich als selbststän­dige Bürokraft bei sich angestellt. Und das ist nun wahrlich kein Mindestloh­n.

In 364 Tagen ist wieder Frauentag. Da können wir noch mal über alles reden. Bis dahin gilt, was John Lennon schon 1972 geträllert hat: Women is the nigger of the world.

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Kathrin Gerlof

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