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In vielen Landstrich­en im Osten ist der Anteil der Jugendlich­en von einst mehr als 18 Prozent auf weniger als zehn Prozent gesunken.

- Der Atlas im Internet: www.inkar.de (Indikatore­n und Karten zur Raum- und Stadtentwi­cklung)

tolohn in der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt. Dort lag er vor drei Jahren bei etwa 1939 Euro.

Diese und viele weitere statistisc­he Daten über Regionen in Deutschlan­d und Europa finden sich im neuen Online-Atlas des Bundesinst­ituts für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR). Dort lässt sich auch herausfind­en, wo die meisten Ehen geschlosse­n werden und welche Kommunen die höchsten Schulden haben. Außerdem sind Daten über Renten sowie über die Verbreitun­g von Schulabsch­lüssen verfügbar. Vergleiche zwischen Stadt und Land sind ebenso möglich wie die Auswertung­en nach Geschlecht und Alter. Vier Fünftel der Daten im Atlas stammen von den Statistikä­mtern, der Rest von anderen Behörden wie der Bundesagen­tur für Arbeit oder dem Kraftfahrt-Bundesamt.

BBSR-Direktor Harald Herrmann erklärte bei der Vorstellun­g des Atlanten am Montag in Berlin, dass besonders die Kluft zwischen den wachstumss­tarken und den struktursc­hwachen Regionen sichtbar werde. Übersichts­karten zeigen zum Beispiel die Entwicklun­g der Bevölkerun­gsstruktur zwischen 1995 und 2012. Auffällig ist, dass vor zwanzig Jahren zahlreiche Regionen in Ostdeutsch­land einen höheren Anteil an jungen Menschen in einem Alter von sechs bis unter 20 Jahren hatten als die meisten westdeutsc­hen Gebiete. Inzwischen ist in vielen Landstrich­en im Osten der Anteil der Jugendlich­en von einst mehr als 18 Prozent auf weniger als zehn Prozent gesunken. Erklärunge­n hierfür sind die Abwanderun­g und der Geburtenrü­ckgang aufgrund der gestiegene­n Arbeitslos­igkeit und fehlender Perspektiv­en.

In den vergangene­n Jahren hat jedoch nicht nur eine Ost-West-Wanderung stattgefun­den. Viele Menschen verlassen im gesamten Bundesgebi­et ländliche Regionen und ziehen das Leben in einer Stadt vor. Hinzu kommt die Zuwanderun­g aus dem Ausland. Im Jahr 2013 waren 1,23 Millionen Menschen in die Bundesrepu­blik eingewande­rt, zugleich gab es 800 000 Fortzüge.

Den Trend, dass immer mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen, könne man nicht aufhalten, lautete das Urteil der Wissenscha­ftler vom BBSR. »Einige Dörfer werden wohl in der Zukunft entvölkert sein«, prognostiz­ierte Herrmann. Sein Institut, dessen Kerngeschä­ft die Politikber­atung für die zuständige­n Ministerie­n ist, entwickelt Ideen, wie trotz dieser Entwicklun­g im ländlichen Raum eine funktionie­rende Infrastruk­tur aufrechter­halten werden kann. Wenn etwa Einkaufsmö­glichkeite­n in der Nähe fehlten, nannte Herrmann »mobile Geschäfte« als ein Beispiel, um den dortigen Einwohnern das Leben zu erleichter­n.

Das gilt auch für Senioren. Der Anteil der Menschen, die 75 Jahre und älter sind, ist in den vergangene­n 20 Jahren in vielen Gebieten bundesweit deutlich gestiegen. Ein wichtiger Grund hierfür ist die längere Lebensdaue­r. Die Lebenserwa­rtung der Menschen in Ostdeutsch­land ist laut BBSR im vergangene­n Jahrzehnt stärker gestiegen als im Westen. Bei den Männern erhöhte sie sich von 1995 bis 2012 um durchschni­ttlich 6,1 Jahre, im Westen nur um 4,6. Bei den Frauen waren es im Osten 4,4 Jahre mehr, in Westdeutsc­hland 2,9. Die Lebenserwa­rtung neugeboren­er Mädchen war 2012 demnach mit 82,6 Jahren fast genauso hoch wie im Westen mit 82,8. Bei den Jungen lag sie im Westen bei 78,2 Jahren, im Osten bei 76,9.

 ?? Foto: dpa/Jens Büttner ?? Junge Menschen zieht es in die Städte, ländliche Regionen verlieren hingegen an Attraktivi­tät. Wie sich Lebens- und Standortbe­dingungen unterschei­den, zeigt nun ein neuer Atlas im Internet. In Deutschlan­d herrscht große Ungleichhe­it. Differenze­n gibt...
Foto: dpa/Jens Büttner Junge Menschen zieht es in die Städte, ländliche Regionen verlieren hingegen an Attraktivi­tät. Wie sich Lebens- und Standortbe­dingungen unterschei­den, zeigt nun ein neuer Atlas im Internet. In Deutschlan­d herrscht große Ungleichhe­it. Differenze­n gibt...

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