Kronprinz warnt Gabriel
Radikalisierung in deutschen Moscheen befürchtet
Werden deutsche Muslime von ausländischen Predigern radikalisiert? Die Frage beschäftigt Vizekanzler Gabriel auch am Persischen Golf.
Abu Dhabi. Warnung vom Golf an die Bundesregierung: Der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan, befürchtet eine weitere Radikalisierung junger Muslime auch in deutschen Moscheen. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) nimmt den Hinweis ernst: »Er bittet uns, nicht wegzuschauen. Am Ende trifft es uns alle«, sagte Gabriel am Montag in Abu Dhabi. Die deutsche Gesellschaft müsse wachsam sein, wer in den Moscheen was predige. »Es kann nicht sein, dass bei uns in den Gemeinden Prediger aus Pakistan oder irgendwelchen Ländern dieser Erde die einzige Chance sind für Muslime, Predigern zuzuhören«, sagte Gabriel bei einem Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gabriel forderte, dass Europa und die Golfstaaten den Millionen Flüchtlingen aus Syrien und Irak eine Perspektive bieten. »Wir haben die große Gefahr, dass wir da eine verlorene Generation sitzen haben. Und aus der werden die Terroristen von morgen kommen.«
Die autokratisch regierten Golfstaaten sind seit dem Vormarsch der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und Irak äußerst nervös. Abu Dhabis Kronprinz Mohammed gilt als starker Mann und kommender Herrscher der Emirate.
In Saudi-Arabien hatte Gabriel in Gesprächen mit Regierungsvertretern in Riad am Sonntag darauf hingewiesen, dass die harte Bestrafung des Bloggers Raef Badawi die Beziehungen zwischen Berlin und Riad belaste. Das Königreich wies die Kritik scharf zurück.