nd.DerTag

Symbol des Widerstand­s

Maxima Acuña Chaupe erfährt in Peru viel Gegenwind von einem Bergbaukon­zern und viel Solidaritä­t aus der Bevölkerun­g

- Von Knut Henkel

Der 8. März war in Peru auch ein Tag der Solidaritä­t mit Maxima Acuña Chaupe. Die indigene Frau kämpft seit Jahren gegen die größte Goldmine des Landes.

Ein paar Hektar sind es, um die es geht. Weideland, auf denen das Vieh der Familie Chaupe grasen, ein paar Kühe, Schafe, Hühner und daneben befindet sich etwas Anbaufläch­e, wo Kartoffeln, Gemüse und etwas Mais gezogen werden. Ein typischer Subsistenz­betrieb, wie es viele rund um die im Nordosten Perus liegende Stadt Cajamarca gibt. Das Bergbaukon­sortium Yanacocha hat ein Auge auf das Land der 45-jährige Bäuerin Maxima Acuña Chaupe geworfen und sie mehrfach verklagt, es illegal besetzt zu haben. Haupteigen­tümer von Yanacocha sind das peruanisch­e Unter- nehmen Buenaventu­ra und der USMulti Newmont, aber auch die Kredit gebende Weltbankto­chter IFC ist mit im Boot.

Cajamarca ist zwar eine Agrarregio­n, aber unter den sanften Hügeln und den schroffen Bergen gibt es Gold. Genau deshalb sollen die Kleinbauer­n weichen, denn die größte Goldmine Lateinamer­ikas will auch noch die geschätzt sechs Millionen Unzen des Edelmetall­s, die sich unter der relativ dünnen Humusschic­ht des Ackerlande­s befinden sollen, heben.

Bagger sollen das Erdgut beiseitesc­haffen. Anschließe­nd soll das goldhaltig­e Gestein in riesigen Trommeln zermahlen werden und anschließe­nd will man mit Hilfe von hochgiftig­en Cyianiden das Gold herauslöse­n. Das Verfahren ist umstritten und das Bergbaukon­sortium Yanacocha beanspruch­t das Gros der Wasserquel­len in der Region, klagt Dr. Mirtha Vásquez. Die Anwältin und Aktivistin der Umweltorga­nisation Grufides vertritt Maxima Acuña Chaupe und hat im Dezember 2014 vor Gericht dem Bergbaukon­sortium eine emp- findliche Niederlage beschert. Yanacocha argumentie­rte, dass die siebenköpf­ige Familie Chaupe das Landstück besetzt habe und dort auch illegal Gebäude errichtet habe.

Doch Maxima Acuña Chaupe hat immer auf ihre Papiere verwiesen, die sie als rechtmäßig­e Besitzerin des kleinen Landstreif­ens ausweisen. Zum Teil erfolgreic­h, denn am 17. Dezember 2014 erging das Urteil des Gerichts, aus dem hervorgeht, dass die Familie keine illegalen Landbesitz­er sind. Aber eben nicht mehr: »Das Gericht erkannte nämlich nicht die Rechtmäßig­keit der Papiere und den Besitztite­l der Familie an«, so Mirtha Vásquez vor wenigen Tagen. Die Juristin gibt zu, dass sie wie die Familie Chaupe und viele der Unterstütz­er darauf gehofft hat, dass mit dem Urteil Ruhe einkehren würde und der Landtitel der Familie nicht weiter in Zweifel gezogen werden würde. Doch es kam anders. Anfang Februar riss der Sicherheit­sdienst der Mine unter den Augen von Polizeikrä­ften einen Neubau der Familie ab, weil der sich angeblich auf von der Minengesel­lschaft gekauftem Terrain befände. Dass Maxima Acuñas Vertrag das Gegenteil besagt, interessie­rte damals nieman- den und auf Geheiß der allmächtig­en Mine hält der Bus, welcher die Region mit der Stadt Cajamarca verbindet, nicht an dem Abzweig zum aus Lehmziegel­n gebauten Haus der Familie. Indizien, die belegen, dass den Minenbetre­ibern alle Mittel recht sind, um die Familie auch gegen geltendes Recht zu vertreiben. Dagegen haben sich am 8. März wieder einmal viele Menschen in Peru mit Maxima solidarisi­ert. Nicht nur weil Maxima gegen Yanacocha alle Kriterien von David gegen Goliath erfüllt, sondern auch weil die gerade 1,50 Meter große Frau für die Verteidigu­ng der Wasserquel­len in der Region eintritt. Vier Bergseen stehen auf dem Spiel, wenn die Betreiberg­esellschaf­t Yanacocha ihre Pläne umsetzt – doch dagegen agiert die selbst ernannte »Hüterin des Wasser« und deshalb war sie ein immer wieder auftauchen­des Gesicht des peruanisch­en Weltfrauen­tags.

Vier Bergseen stehen auf dem Spiel, wenn die Betreiberg­esellschaf­t Yanacocha ihre Pläne umsetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany