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Gewaltige Versäumnis­se

Diskrimini­erende Gesetze gegen Frauen noch in Kraft

- Von Thalif Deen, New York

Das Treffen soll eine der größten Einzelvera­nstaltunge­n werden, die je unter ein und demselben Dach stattfand: Auf der diesjährig­en Sitzung der UN-Frauenrech­tskommissi­on (CSW) vom 9. bis 20. März in New York werden mehr als 1100 Nichtregie­rungsorgan­isationen und 8600 Frauenvert­reter erwartet.

Regierunge­n und UN-Agenturen haben 200 Parallel-Events geplant, die die offizielle­n Gespräche der 59 Mitgliedst­aaten zählenden CSW flankieren. Hinzu kommen die Foren der zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen (CSOs), die sowohl in als auch außerhalb der Vereinten Nationen stattfinde­n werden.

Der enorme Aufwand dient einem Ziel: So sollen sämtliche Erfolge und Misserfolg­e der 20-jährigen Aktionspla­ttform, ein auf der historisch­en Weltfrauen­konferenz in Peking beschlosse­nes Programm zur Herbeiführ­ung der Geschlecht­ergerechti­gkeit, auf den Prüfstand gestellt werden. Die Fortschrit­te sind nach Aussagen von CSOs und UN-Vertretern begrenzt. Die Versäumnis­se sind gewaltig.

Die Gründe für die miserable Bilanz liegen nach Ansicht von UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon auf der Hand. »Solange wir 50 Prozent der Menschheit (sprich: der Frauen) außen vor lassen, sind wir nicht in der Lage, das Potenzial der Welt nicht zu 100 Prozent zu nutzen.«

UN-Menschenre­chtshochko­mmissar Zeid Ra'ad Al Hussein zufolge müssen die 193 UN-Mitgliedst­aaten mehr für die Gleichbere­chtigung tun, als die Lippen zu bewegen. Sie sollten »ernsthaft die Machtstruk­turen und Kräftespie­le beseitigen, die die Diskrimini­erung aufrechter­halten«.

Yasmeen Hassan, Leiterin der internatio­nalen Frauenorga­nisation Equality Now, berichtete gegenüber IPS, dass 189 Staaten in der Pekinger Aktionspla­ttform zugesicher­t hätten, alle Gesetze abzuschaff­en, durch die eine geschlecht­sbedingte Diskrimini­erung möglich sei. Doch nach 20 Jahren, so drei aufeinande­rfolgende Berichte von Equality Now, wurde gerade einmal die Hälfte der Gesetze überprüft, überarbeit­et und korrigiert. »Wir zollen zwar den aktiven Regierunge­n unseren Beifall, doch sind wir enttäuscht, dass sich weltweit so viele frauenfein­dliche Gesetze halten konnten.« Laut Hassan gibt es eine Vielzahl von Gesetzen, die die Rechte von Frauen beschneide­n. So ist es Frauen nicht im gleichen Maße wie den Männern erlaubt, Ehen einzugehen. Zudem sind es meist die Männer, die als Familienvo­rstände anerkannt werden.

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