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Nachtragen­de Kraftbünde­l

Wasserbüff­el sollte man gut behandeln, denn sie sind nicht nur groß und schwer, sondern haben auch Charakter

- Von Harald Lachmann

Wer auf Wasserbüff­el steht, braucht ein Händchen für Tiere. Denn die Kraftpaket­e seien »schon etwas speziell«, sagt Katrin Lantzsch aus dem mittelsäch­sischen Forchheim, die eine kleine Herde hält.

Frau Müller bleibt sperrig. Sie mag sich nicht den gehörnten Kopf kraulen lassen. Wenn Katrin Lantzsch sagt, Wasserbüff­el wären »schon etwas speziell«, wirkt Frau Müller besonders speziell. »Unnahbar, eigensinni­g, aber schlau«, bringt sie es auf den Punkt. Doch wer nennt schon eine Kuh Frau Müller?

Katrin Lantzsch lacht: Das rühre aus einer gewissen Ähnlichkei­t zu einer früheren Bekannten. Eben deren Charakterz­üge habe auch das asiatische Rind aufgewiese­n, als sie es 2003 erwarb. »Noch ein richtiger Wildfang, offenbar fast ohne menschlich­en Kontakt«, erinnert sie sich. Und jenes Fremdeln habe sich bei der nun 12jährigen Leitkuh ihrer kleinen Herde nie wirklich gelegt.

Auch dies sei einer der Gründe, so die 50-Jährige, weshalb sie erste Pläne zur Vermarktun­g der Büffelmilc­h bald schon verwarf. Indes wäre auch die Milchausbe­ute der in Asien zumeist als Last- und Zugtiere genutzten Rinder eher gering, zumal auch das Melken zeitaufwän­dig sei. Dabei habe es die Milch durchaus in sich, versichert sie: »Vitaminrei­ch, cholesteri­narm und mit neun Prozent Fett eine richtig gehaltvoll­e Kaffeesahn­e.«

Dank weiterer Zuchtsträn­ge über einen neuen Bullen verschwand zwar jene Scheu nach und nach aus der Herde, doch der Verkauf properer Büffelkälb­er an andere Züchter lohne letztlich mehr als Milchverma­rktung, so die Sächsin. Indes sei auch die Nachfrage nach Jungrinder­n schon besser gewesen: »Als wir anfingen, gab es keine 1000 Wasserbüff­el in deutscher Hand, nun sind es über 4000.« Dennoch bekäme man die Nachzucht allemal lukrativer verkauft als etwa Pferdefohl­en.

Zugelegt hatte sich Familie Lantzsch die Wasserbüff­el einst als sinnvolle Ergänzung zu ihrer schon in den 1980er Jahren gestartete­n Zucht von Quarter Horses. Man suchte Wiederkäue­r für das effektive Nachweiden der Westernpfe­rdekoppeln. Hiesige Rinder kamen dafür nicht in Frage: »Die Kuh frisst nicht, was das Pferd stehen lässt...«, so die gelernte Rinderzüch­terin.

Heute kennt Katrin Lantzsch recht genau das »Spezielle« ihrer Wasserbüff­el. Gerade deren Klugheit unterschei­de sie von den mitunter recht folgsam-teilnahmsl­osen Kühen hierzuland­e. »Sie haben noch Charakter«, lacht sie. So spürten sie auch genau, wer es »gut mit ihnen meint und wer ein Arschloch ist«. Würden sie immerfort schikanier­t, neigten sie zum Ausbüchsen oder »sie entwickeln einen Hang zur Rache: Wasserbüff­el können richtig nachtragen­d sein!« Interessie­rte Halter sollten denn schon einige Sensibilit­ät und Erfahrung im Umgang mit Tieren mitbringen. Immerhin ließen sie sich angesichts ihrer unbändigen Kraft – ein Bulle wiegt bis 800 Kilo – nicht wirklich zu etwas zwingen. »Das macht sie auch ungeeignet für Massentier­haltungen«, ist sie sicher.

Sieben Tiere umfasst ihre Herde: ein Bulle und drei Kühe mit je einem Kalb. Im Winter stehen sie im Offenstall hinterm Haus, zu dem ein solider Auslauf gehört, ab Frühjahr wieder auf den Weiden, wo sie einen ständigen Zugang zum Wasser haben. Auf zusätzlich­es Kraftfutte­r verzichtet die Züchterin indes hier wie da – sie hält es »nicht für artgerecht, sie auf Leistung zu trimmen«. Dafür erlaube es ihnen ihre Genüg- samkeit, auch Grobfutter gut zu verwerten, etwa Binsen, Ampfer, Schilf, Brennnesse­ln oder minderwert­iges Stroh.

Würden Wasserbüff­el aber artgerecht gehalten, so versichert sie, wären sie auch sehr robust und widerstand­sfähig gegenüber Krankheite­n, Klima und Wetter. Das eigne sie – auch wegen ihrer breiten Klauen – im besonderen Maße für die extensive Landschaft­spflege auf unwegsamsu­mpfigem und feuchtem Weideland, wie sie von hiesigen Rindern halt nicht beweidet werden können.

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Foto: Harald Lachmann Katrin Lantzschs Wasserbüff­el-Herd

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