Unter aller Würde
Die Republikaner sind dabei, Washington in ein außenpolitisches Tollhaus zu verwandeln. Erst haben sie am Weißen Haus vorbei Israels Regierungschef Netanjahu zum großen Wahlkampfauftritt in den Kongress geladen und nun missbrauchen sie ihre Mehrheit dort, um erneut in bisher ungekannter Weise den eigenen Präsidenten zu düpieren: 47 Senatoren haben Teheran in einem offenen Brief gewarnt, dass der angestrebte Vertrag über das iranische Atomprogramm jederzeit vom Senat oder vom nächsten Präsidenten gekippt werden könne. Und das in der entscheidenden Phase langer, komplizierter Verhandlungen. Unter der Würde des Senats sei das, befand Vizepräsident Biden. Die Falken in Washington wollen das Abkommen nicht und nehmen dafür die Demontage ihres Staats- und Regierungschefs wie den Schulterschluss mit den iranischen Hardlinern in Kauf. Denn auch in Teheran gibt es Widerstand gegen eine diplomatische Lösung im Atomstreit. Wenn man die Regierenden in Iran verunsichern wollte, ging der Schuss jedoch nach hinten los: Vielleicht sollten sich die Briefautoren ein wenig mit internationalem Recht befassen, denn das regele zwischenstaatliche Beziehungen und multilaterale Verträge und nicht das US-amerikanische oder politische Propaganda. Die Welt sei eben größer als die USA, so Außenminister Zarif süffisant.