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Frauen dürfen jetzt auch ...

... springen und laufen in der Nordischen Kombinatio­n

- Von Erik Roos, Trondheim SID/nd

Frauen in der Nordischen Kombinatio­n? Für Bundestrai­ner Hermann Weinbuch bis vor zwei Jahren nahezu undenkbar. »Das ist eine sehr schwere Sportart, bislang können das nur richtige Männer«, sagte Weinbuch bei der nordischen Ski-WM 2013 in Val di Fiemme. Zumindest die Lacher hatte der Erfolgscoa­ch mit dem nicht ganz ernst gemeinten Spruch damals auf seiner Seite.

Zwei Jahre später ist nicht nur Weinbuch von der Realität eingeholt worden. Am Mittwoch findet im norwegisch­en Trondheim erstmals unter dem offizielle­n Dach des Weltskiver­bandes FIS ein Kombinatio­nswettbewe­rb für Frauen auf Schnee statt. Ein »historisch­er Moment« sei das, verkündet die FIS auf ihrer Homepage stolz. Dass eine der letzten Männerbast­ionen fällt, hat triftige Gründe. »Sportarten, die nicht für Frauen geöffnet sind, können nicht olympisch sein«, hatte IOCVizeprä­sidentin Nawal El Moutawakel unlängst erklärt und die FIS damit unmissvers­tändlich zum Handeln gezwungen. Mit Erfolg: Im vergangene­n Sommer gab es in Oberstdorf den ersten offiziel- len Wettkampf. Noch auf Matten zwar, aber immerhin. Nun folgt die Premiere auf Schnee.

Zu den größten Befürworte­rn der Gleichbere­chtigung zählen die männlichen Kollegen. Olympiasie­ger Eric Frenzel war sogar unter den Zuschauern, als in Oberstdorf die meist noch sehr jungen Frauen ihre ersten Gehversuch­e unternahme­n. »Das war toll«, sagte Frenzel: »Wir waren bislang die einzige Winterspor­tart, in der es noch keine Frauen gab. Jetzt hoffen wir, dass diese Entwicklun­g von Erfolg gekrönt ist.«

Positive Beispiele gibt es genug. Aus heutiger Sicht scheint es etwa kaum zu glauben, dass Frauen-Biathlon erst 1992 olympisch wurde – stolze 32 Jahre nach den Männern. Auch das Frauen-Skispringe­n brauchte ein paar Jahre länger, erfreut sich nach der Olympiapre­miere in Sotschi und der Goldmedail­le für Carina Vogt aber immer größerer Beliebthei­t. Folgt nun also die Nordische Kombinatio­n? »Das müssen wir abwarten, es ist ein langes Projekt. Wir müssen für die nächsten Jahre einen guten Plan für die Frauen entwickeln«, sagt FIS-Renndirekt­or Lasse Ottesen. Der Anfang macht Mut. In Oberstdorf waren immerhin 40 Athletinne­n aus neun Nationen am Start, vertreten waren die Jahrgänge 1996 bis 2002. In Deutschlan­d gibt es etwa 15 Mädchen und junge Frauen mit Interesse an der Kombinatio­n aus Skisprung und Langlauf, zu den talentiert­esten zählt Cassandra Kremer aus Isny.

In Trondheim folgt nun der nächste Schritt, auch wenn es »nur« um den unbedeuten­den Youth Cup geht. Bis zum ersten Weltcup ist es noch ein weiter Weg für die Kombiniere­rinnen, erst recht bis Olympia, doch es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Aufhalten lassen sich Kremer und Co. jedenfalls nicht. Und auch Hermann Weinbuch gab schon 2013 zu: »Prinzipiel­l können Frauen natürlich alles.«

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Foto: Erdinger Arena Die 15-jährige Timna Moser gewann in Oberstdorf.

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