Frauen dürfen jetzt auch ...
... springen und laufen in der Nordischen Kombination
Frauen in der Nordischen Kombination? Für Bundestrainer Hermann Weinbuch bis vor zwei Jahren nahezu undenkbar. »Das ist eine sehr schwere Sportart, bislang können das nur richtige Männer«, sagte Weinbuch bei der nordischen Ski-WM 2013 in Val di Fiemme. Zumindest die Lacher hatte der Erfolgscoach mit dem nicht ganz ernst gemeinten Spruch damals auf seiner Seite.
Zwei Jahre später ist nicht nur Weinbuch von der Realität eingeholt worden. Am Mittwoch findet im norwegischen Trondheim erstmals unter dem offiziellen Dach des Weltskiverbandes FIS ein Kombinationswettbewerb für Frauen auf Schnee statt. Ein »historischer Moment« sei das, verkündet die FIS auf ihrer Homepage stolz. Dass eine der letzten Männerbastionen fällt, hat triftige Gründe. »Sportarten, die nicht für Frauen geöffnet sind, können nicht olympisch sein«, hatte IOCVizepräsidentin Nawal El Moutawakel unlängst erklärt und die FIS damit unmissverständlich zum Handeln gezwungen. Mit Erfolg: Im vergangenen Sommer gab es in Oberstdorf den ersten offiziel- len Wettkampf. Noch auf Matten zwar, aber immerhin. Nun folgt die Premiere auf Schnee.
Zu den größten Befürwortern der Gleichberechtigung zählen die männlichen Kollegen. Olympiasieger Eric Frenzel war sogar unter den Zuschauern, als in Oberstdorf die meist noch sehr jungen Frauen ihre ersten Gehversuche unternahmen. »Das war toll«, sagte Frenzel: »Wir waren bislang die einzige Wintersportart, in der es noch keine Frauen gab. Jetzt hoffen wir, dass diese Entwicklung von Erfolg gekrönt ist.«
Positive Beispiele gibt es genug. Aus heutiger Sicht scheint es etwa kaum zu glauben, dass Frauen-Biathlon erst 1992 olympisch wurde – stolze 32 Jahre nach den Männern. Auch das Frauen-Skispringen brauchte ein paar Jahre länger, erfreut sich nach der Olympiapremiere in Sotschi und der Goldmedaille für Carina Vogt aber immer größerer Beliebtheit. Folgt nun also die Nordische Kombination? »Das müssen wir abwarten, es ist ein langes Projekt. Wir müssen für die nächsten Jahre einen guten Plan für die Frauen entwickeln«, sagt FIS-Renndirektor Lasse Ottesen. Der Anfang macht Mut. In Oberstdorf waren immerhin 40 Athletinnen aus neun Nationen am Start, vertreten waren die Jahrgänge 1996 bis 2002. In Deutschland gibt es etwa 15 Mädchen und junge Frauen mit Interesse an der Kombination aus Skisprung und Langlauf, zu den talentiertesten zählt Cassandra Kremer aus Isny.
In Trondheim folgt nun der nächste Schritt, auch wenn es »nur« um den unbedeutenden Youth Cup geht. Bis zum ersten Weltcup ist es noch ein weiter Weg für die Kombiniererinnen, erst recht bis Olympia, doch es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Aufhalten lassen sich Kremer und Co. jedenfalls nicht. Und auch Hermann Weinbuch gab schon 2013 zu: »Prinzipiell können Frauen natürlich alles.«