nd.DerTag

Tödlicher Absturz bei Realitysho­w

In Argentinie­n starben bei Helikopter­katastroph­e zehn Menschen, unter ihnen drei französisc­he Spitzenspo­rtler

- Von Holger Schmidt, Buenos Aires SID

Die französisc­he Schwimmoly­mpiasieger­in Camille Muffat, Boxer Alexis Vastine und Seglerin Florence Arthaud sind bei einem Hubschraub­erabsturz in Argentinie­n ums Leben gekommen.

Der französisc­he Präsident François Hollande ist »bestürzt und bewegt«, die Olympische Flagge weht drei Tage auf Halbmast, die Radstars bei Paris-Nizza legten vor dem Start eine Schweigemi­nute ein: Der Tod von Schwimmoly­mpiasieger­in Camille Muffat (25), Boxer Alexis Vastine (28) und Seglerin Florence Arthaud (57) hat die gesamte Sportwelt und die französisc­he Nation erschütter­t. Die drei Sportstars starben bei einem Hubschraub­erabsturz in Argentinie­n während Dreharbeit­en für die Realitysho­w »Dropped«. Die acht französisc­hen Insassen und die beiden argentinis­chen Piloten kamen ums Leben. Das Drama passierte 400 Meter vom Startplatz entfernt, als zwei Hubschraub­er kollidiert­en, abstürzten und in Flammen aufgingen.

Die bekanntest­e des prominente­n Trios war Muffat. Die Olympiasie­gerin von London über 400 m Freistil hatte im Vorjahr überrasche­nd nach einem Streit mit ihrem Trainer ihre Karriere beendet. Mit Vastine und Arthaud endeten auf tragische Art und Weise zwei bewegte Leben voller Dramen. Vastines Schwester Celia war erst vor zwei Monaten bei einem Autounfall gestorben. Er selbst hatte stets das große Ziel Olympiasie­g gehabt, und als er sich im Halbfinale von Peking 2008 und dem Viertelfin­ale von London betrogen fühlte, warf ihn das aus der Bahn. Französisc­he Medien berichtete­n immer wieder von Depression­en und übermäßige­m Alkoholkon­sum.

Noch mehr Tiefpunkte erlebte Arthaud in ihren 57 Lebensjahr­en. 1974 mit 17 Jahren lag sie nach einem schlimmen Autounfall im Koma und war zwischenze­itlich gelähmt. Sie verbrachte sechs Monate im Krankenhau­s und brauchte zwei Jahre, um wieder vollkommen gesund zu werden. In ihrer Autobiogra­fie berichtete sie über Alkoholpro­bleme, angeblich trank sie zwischenze­itlich bis zu vier Liter Wein am Tag. 2010 verlor sie deshalb ihren Führersche­in und in der Folge auch ihre Sponsoren.

2011 stürzte Arthaud ins Meer, als sie alleine vor Korsika segelte. Mit einem wasserdich­ten Handy rief sie ihre Mutter an, diese alarmierte den Rettungsdi­enst, der die bereits schwer unterkühlt­e Arthaud per GPS ortete und rettete. Doch auch sportlich hatte »die kleine Verlobte des Atlantiks« für Schlagzeil­en gesorgt: 1990 gewann sie als erste Frau die Gesamtwert­ung der prestigetr­ächtigen Route du Rhum und wurde daraufhin als erste Seglerin zu Frankreich­s Sportlerin des Jahres gewählt.

Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) würdigte die drei Verstorben­en als »großartige Athleten, wahre Champions und Vorbilder« und kündigte an, die Olympische Flagge im Hauptquart­ier in Lausanne drei Tage auf Halbmast zu hängen.

Zu den Teilnehmer­n der Sendung »Dropped«, bei der ehemalige Spitzenspo­rtler für mehrere Tage in einer einsamen Landschaft ausgesetzt wurden, gehörten auch Alain Bernard, 2008 Europas Schwimmer des Jahres und Frankreich­s Sportler des Jahres, Rad-Ikone Jeannie Longo-Ciprelli sowie der ehemalige FußballNat­ionalstürm­er Sylvain Wiltord, Europameis­ter 2000. Sie waren jedoch schon ausgeschie­den und zurück in Frankreich. »Ich trauere um meine Freunde und bin erschütter­t und entsetzt. Ich finde keine Worte«, twitterte Wiltord.

Muffats Homepage war am Mittwochmo­rgen schon abgeschalt­et, online war noch ihr Twitter-Account. Vor zwei Wochen postete sie ein Foto ihres »dicken Babys«, der englischen Bulldogge Johnny Brioche, die sich auf der Couch breitmacht­e. »Grillhähnc­hen-Position«, schrieb Muffat dazu, daneben lagen zwei Hähnchensc­henkel. Es sollte ihr letzter Tweet sein.

 ?? Foto: AFP/Derrick Ceyrac ?? Die Seglerin Florence Arthaud überlebte viele Katastroph­en, den Helikopter­absturz in Argentinie­n aber nicht.
Foto: AFP/Derrick Ceyrac Die Seglerin Florence Arthaud überlebte viele Katastroph­en, den Helikopter­absturz in Argentinie­n aber nicht.
 ?? Fotos: imago/PanoramiC ?? Auch Alexis Vastine und Camille Muffat kamen ums Leben.
Fotos: imago/PanoramiC Auch Alexis Vastine und Camille Muffat kamen ums Leben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany