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Neue Ziele im Ruhestand

Versicheru­ngsschutz im Alter (Teil 1)

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Versicheru­ngsvertret­er schätzen Senioren und Rentner als wichtige Zielgruppe: Sie sind kaufkräfti­g – und häufig auch noch vertrauens­selig. Es könnte also demnächst an Ihrer Haustür klingeln. Vorher sollte Sie Ihre persönlich­e Finanzstra­tegie einmal ganz in Ruhe durchdacht haben. Spätestens mit dem Eintritt in den Ruhestand geht es um neue Ziele. Arbeit spielt künftig keine oder eine untergeord­nete Rolle; die Kinder sind (längst) aus dem Haus; und Sie könnten etwa die Enkelkinde­r stärker beim Sparen berücksich­tigen. Neue Ziele: Das trifft besonders auf den Versicheru­ngsschutz zu. Schwerpunk­t: Gesundheit Das alles überragend­e Thema ist auch »im Alter«, das seit Aristotele­s mit 50 Jahren beginnt: die Gesundheit. Mit dem Rentenantr­ag haben Sie sich bereits bei der »Krankenver­sicherung der Rentner«, kurz KVdR, angemeldet. Das klingt aufregende­r als es ist. Letztlich bleibt (fast) alles beim Alten: Je nach dem, ob Sie in der aktiven Berufszeit gesetzlich oder privat versichert waren, bleiben Sie in der Krankenkas­se oder beim privaten Krankenver­sicherer normalerwe­ise automatisc­h Mitglied. Die KVdR ist keine Gesellscha­ft, sondern nur ein Status: Wer ihn hat, gilt als pflichtver­sichert in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung.

»Der Übergang läuft meiner langen Erfahrung nach reibungslo­s«, versichert Elke Weidenbach, Versicheru­ngsexperti­n der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Freiwillig Versichert­en empfiehlt Frau Weidenbach, sich vor dem Rentenantr­ag mit der Krankenkas­se in Verbindung zu setzen, ob der Übergang tatsächlic­h in die Wege geleitet sei. »Anruf genügt.« Krankenver­sicherung der Rentner Mit dem Rentenbegi­nn wechseln pflichtver­sicherte Arbeitnehm­er in die »Krankenver­sicherung der Rentner« (KVdR). Diese Statusände­rung über die KVdR wird nötig, weil kein Arbeitgebe­r mehr einen Großteil der Kassenbeit­räge zahlt. Das übernimmt fortan weitgehend die Rentenkass­e. Zum Krankenbei­trag kommt der Beitrag zur Pflegevers­icherung. Rentner mit »Elterneige­nschaft«, so die Deutsche Rentenvers­icherung, zahlen weniger als NichtElter­n.

Als versicheru­ngspflicht­iger Rentner müssen Sie aus Ihrer gesetzlich­en Rente Beiträge für die Kranken- und Pflegevers­icherung zahlen. Haben Sie mehrere Renten, beispielsw­eise eine Witwenrent­e oder eine Rente aus dem Ausland, zahlen Sie aus jeder Rente Beiträge zur Krankenver­sicherung. Auch Einkommen aus Selbststän­digkeit sind beitragspf­lichtig.

Komplizier­ter kann die Beitragsbe­rechnung bei freiwilli- gen Mitglieder­n in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung werden. Berücksich­tigt wird laut Sozialgese­tzbuch (§ 240 Abs. 1 Satz 2 SGB V) »die gesamte wirtschaft­liche Leistungsf­ähigkeit« des freiwillig­en Mitglieds. Das kann neben dem Ruhegeld, auch Arbeitsein­kommen, Mieteinnah­men, Zinsen und Dividenden umfassen.

Privat krankenver­sicherte Rentner zahlen Prämien an ihr Versicheru­ngsunterne­hmen einkommens­unabhängig. Der Beitrag richtet sich nach den versichert­en Gesundheit­s- und Pflegerisi­ken. Ein Zuschuss durch den Rentenvers­icherungst­räger ist möglich. Wechsel ist möglich Auch als Rentner kann man in eine andere, möglicherw­eise günstigere Krankenkas­se wechseln. Und unter bestimmten Bedingunge­n in eine Private Krankenver­sicherung (PKV) umsteigen. Allerdings dürfte dies im Regelfall teuer werden. Wer jedoch schon privat versichert war – das betrifft jeden zehnten Ü60er – kann und muss dies auch weiterhin tun. »Doch zu Ihrem Beitrag können Sie einen Zuschuss vom Rentenvers­icherungst­räger bekommen«, hat die Deutsche Rentenvers­icherung in Berlin eine gute Nachricht für Privatvers­icherte.

Selbst Kassenpati­enten können von einem Zuschuss der Rentenvers­icherung profitiere­n: Etwa bei einer Zusatzvers­icherung zur alternativ­en Heilbehand­lung oder für Zahnersatz. Allerdings ist der Abschluss von Zusatzvers­icherungen im Alter meist kostspieli­g. Kamen Sie bisher ohne Chefarztbe­handlung oder homöopathi­sche Medikament­e aus, sollten Sie das auch künftig tun.

Im Einzelnen ist die Sache komplizier­t. Wie die Recherche für diesen Beitrag zeigte, sind die Angaben der verschiede­nen Akteure auch nicht immer vollständi­g deckungsgl­eich.

Hermannus Pfeiffer

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