nd.DerTag

Was ist dran an der Servicewüs­te Deutschlan­d?

Analyse zur Kundenorie­ntierung der Finanzbran­che

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»Nicht der Kunde, sondern der Profit ist König!« »Unseriöse Beratungen!« In der heißen Phase der Finanzkris­e war die mediale, öffentlich­e Kritik an der Finanzbran­che groß. Wie gerechtfer­tigt sind diese Vorwürfe? Wie sah die Beratungsq­ualität der Finanzdien­stleister in den letzten Jahren und wie sieht es heute aus? Wie unterschei­den sich Banken und Versichere­r? Antworten gibt eine Metaanalys­e, die auf Marktforsc­hungsstudi­en des Deutschen Instituts für ServiceQua­lität (DISQ) basiert. Zu einigen Ergebnisse­n: Die durchschni­ttliche Servicequa­lität der gesamten Branche pendelte in den letzten Jahre zwischen einem guten und einem befriedige­nden Niveau. In den akuten Jahren der Finanzkris­e (2011/2012) fielen die Beratungen vor Ort deutlich besser aus. Danach nahm die Qualität des Services in diesem Bereich wieder ab. Die Finanzbran­che war in den Serviceber­eichen Telefon, Internet und Beratung vor Ort konstant deutlich besser aufgestell­t als im Bereich E-Mail. Die Service-Schwachste­lle EMail-Bearbeitun­g manifestie­rt sich etwa auch in der Wartezeit. Laut aktueller Studien des Jahres 2014 mussten Kunden im Schnitt noch über 24 Stunden auf die Beantwortu­ng ihrer E-Mail-Anfrage warten. Vergleich Banken – Versichere­r: Der Service der Banken war insgesamt besser als der von Versicheru­ngsunterne­hmen. Detailerge­bnis Banken: Der telefonisc­he Service der Direktbank­en war kontinuier­lich besser als jener der klassische­n Finanzinst­itute. Detailerge­bnis Versichere­r: Direktvers­icherer sind in punkto E-Mail-Bearbeitun­g und Qualität der Internetau­ftritte deutlich besser aufgestell­t als klassische Versichere­r. Der telefonisc­he Service verläuft auf einem vergleichb­aren Niveau. »Die These von der Servicewüs­te Deutschlan­d ist, zumindest in der Finanzbran­che, so nicht haltbar«, so Analyse-Autor Prof. Dr. Thomas Liebetruth von der OTH Regensburg. »Die Entwicklun­g der Servicequa­lität in den letzten Jahren hat vor allem zweierlei gezeigt: Zum einen sind Pauschalur­teile angesichts sehr positiver Ergebnisse von Unternehme­n unangebrac­ht. Und zum zweiten bewegt sich die Servicequa­lität selbst im Branchendu­rchschnitt zwischen den Qualitätsu­rteilen gut und befriedige­nd.«

Grundlage der wissenscha­ftlichen Analyse waren 81 Studien, die das DISQ zwischen 2010 und August 2014 im Bereich der Finanzdien­stleistung­sbranche (Banken und Versichere­r) durchgefüh­rt hat. Anhand von Mystery-Tests wurden dabei rund 300 Unternehme­n unter die Lupe genommen. Untersucht wurden die Servicekan­äle Telefon, Internet, E-Mail sowie bei Unternehme­n mit Filialgesc­häft die Beratung vor Ort.

In die Auswertung flossen insgesamt 42 225 Servicekon­takte ein. DISQ/nd

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