Auf dem Meer
»Als hätte ich 22 Tage in einer eigenen Welt gelebt, einem Miniaturbild des Universums, das mir ein klareres Urteil über die Menschen und das Leben ermöglicht hatte.« – So resümierte Edmondo de Amicis 1889 seine Atlantiküberfahrt auf einem der vielen Emigrantenschiffe nach Südamerika. Es handelte sich um den Dampfer »North America« – im Buch heißt er »Galileo«. 1800 Passagiere waren an Bord, darunter 1600 italienische Tagelöhner und Bauern. Letztere dicht gedrängt in der Dritten Klasse, die wohlhabenderen Bürger in der Zweiten, der Adel in der Ersten. Schiffs- und Gesellschaftsklassen: Edmondo de Amicis machte bei seinen Beobachtungen keinen Unterschied zwischen ihnen. Auf mitreißende Weise schildert er in seinem Roman »Auf dem Meer«, was er während der Überfahrt erlebte, was sich alles ereignen konnte, wenn Menschen so eng zusammen sind: Es gibt Verführung und Eifersucht, Tote, Hochzeiten und Geburten. Im Nachwort schlägt Erri de Luca einen Bogen zu heutiger Flüchtlingsproblematik (Corso Verlag, 192 S. m. historischen Fotos, geb., 29,90 €).