FÜR KINDER
Ein Tisch, ein Stuhl, ein Fenster, der Wind. Omas Wörter fliegen zur kleinen Pia. Bald kommen Limonade, Rosenhecke und Liegestuhl dazu. Wie alt bin ich, fragt das kleine Mädchen ihre Oma. Die sagt es ihr. Pia ist zwei Jahre und kann sich schon schwere Sachen merken. Wie wunderbar man sich mit diesen Bezeichnungen in der Welt zurechtfinden kann. Wie viele Wörter Pias Oma kennt und wie leicht sie ihren Schatz an Pia weitergibt. Und wie fröhlich das Lernen machen kann. Den kleinen Lesern und den großen Vorlesern wird das nicht nur die Autorin mit ihren lebenswichtigen Wörtern nahe bringen, auch Nanna Prielers zarte Zeichnungen verbreiten Heiterkeit und leichten Sinn.
Was für eine zauberhafte Oma, deren Wollknäuel im Schoß genau so aussehen wie die Haarknäuel auf dem Kopf. Was für eine quirlige Pia, die mit Omas Wörtern heranwächst und sie verschlingt wie einen nahrhaften Brei. So langsam wächst die Pia mit den Worten, und die Oma muss immer öfter danach suchen. Bin ich ein Mann oder eine Frau, fragt sie eines Tages. Und die Kaffeetasse nennt sie eine Blume mit dem blauen Ohr. Oh weh, ein paar Wörter scheinen schon von der Oma weggeflogen zu sein. Pia sollte lieber das Fenster schließen.
Hoffentlich, denkt das kleine Mädchen, bleiben noch ein paar Worte bei ihrer lieben Oma, zum Beispiel: Es geht mir gut. Und einige, die bereits verflogen sind, könnten zurück kommen. Zu Besuch. Aber das ist ein Wunsch. Trotzdem soll sich die Oma keine Sorgen um den Verbleib ihrer Worte machen. Sie sind bei Pia gut aufgehoben. Indianer, Löwe, Krokodil – das Meer, der See, der Nil. Wer Kindern häufig vorliest, weiß, wie sehr sie die Reime lieben und wie verzückt sie von ungewöhnlichen Worten und Begriffen sein können. Auch dieses Buch gibt interessanten Wörtern Raum, zusammengesucht von Heinz Janisch und ins Bild gesetzt von Linda Wolfsgruber, einer Grafikerin mit zarter Feder und fantasievollem Witz. Sie verpasst einem Elefanten Libellenflügel, wo doch jedes Kind weiß, dass diese ein so schweres Tier niemals durch die Lüfte tragen könnten. Erst recht nicht, wenn das Elefantentier ein Buch von biblischem Ausmaß mit sich herumschleppt.
Doch vielleicht steckt gerade in einer derart ungewöhnlichen Kombination schon ein kleiner Zipfel von diesem Glück, welches der Autor suchen möchte. Denn mit jedem Buch, so meint er, »bekommst Du Besuch«. Es kommen Pirat, Astronaut, Affe. Tiger, Koch und Giraffe. Das ist ganz gewiss ein großes Glück, denn so ein Besuch ist etwas Besonderes. Doch auch im Alltäglichen versteckt sich das Glück, wie wir auf jeder Seite dieses Büchleins erfahren. Es kann in einem Kuchen daherkommen oder auf einer Eistüte tanzen. Mitunter steckt es sogar in einem Schnitzel, einer Wiese oder einem Hände- druck. Wie zufrieden kann ein Stuhl sein, auf den sich alle möglichen Figuren setzen möchten; eine Wiese, die alle sehen wollen; ein Tisch, der sich vor Besuch nicht retten kann oder eine kleine Hand, in der sich ein Stein versteckt.
Das Schöne an einem Sammelsurium wie diesem ist die Vielfalt. Man kann das Büchlein einfach in der Mitte aufschlagen und eine Zufallsgeschichte erhaschen. Nehmen wir beispielsweise die Seite 42. Hier geht es um ein Eckchen Emmentaler Käse, das ist der mit den Löchern. Unser Käse hat ein Problem: »Der Emmentaler macht sich Sorgen. Könnten Sie mir, bitte, ein paar Löcher borgen?«, fragt er ein großes Sieb, das bekanntlich hauptsächlich aus solchen Löchern besteht. Und der kleine Käse hat ein Riesenglück. Das Sieb ist ausgesprochen großzügig und lässt es Löcher regnen. Was für ein Tag für den Emmentaler.
Nicht nur Käse und Autor dürften das Glück gefunden haben, auch und vor allem der kleine Leser. Er hatte eine schöne, stille Stunde, hat nichts gesucht – und alles gefunden. Im Grundschulunterricht werden Kinder mit globalen Problemen konfrontiert: Klimawandel, verschmutzte Meere, Artensterben und Müllberge. Oft wird nicht genau erklärt, wie das kommt und was dagegen zu tun ist. Dafür bietet »Der kleine Weltenretter«, ein Mitmach-Buch, vertiefende Erläuterungen, Beispiele und Lösungen. Mit Zeichnungen und in kindgerechter Sprache führt die »Asselbande«, eine Insektenfamilie mit Asselinchen, Assel Arne und Oma Assel, durch das Buch und so über unsere bedrohte Erde. Kinder von acht bis zwölf können hier viel über Nachhaltigkeit lernen.
»Wenn es um Umweltschutz geht, bist du genauso wichtig wie eine Wissenschaftlerin, ein Politiker oder eine Firmenchefin.« – Das mag hoch gegriffen klingen, aber den Autoren kommt es auf direkte Aktionen an. Kleine alltägliche Schritte, durch die man Änderung bewirken kann. Die »Assel-Tipps« am Ende des Buches sind diesbezüglich hilfreich: Iss weniger Fisch und Fleisch! Lieber die Brotbox statt Alufolie für das Schulfrühstück! Taschen aus recycelten PET-Flaschen anstelle der öden Plastiktüte! Beachte Bio-Siegel und wähle Fairtrade-Schoki! Apfelsaft statt importierte Früchte – regional und saisonal. Müllfrei einkaufen und das Auto mal stehen lassen.
Kinder werden clever an das Thema herangeführt und können vielleicht sogar ihre Eltern überzeugen mitzumachen. Zum Beispiel beim Anlegen eines Wildblumenbeetes, um Bienen zu füttern. Das Buch selbst ist auch klimaneutral und umweltfreundlich auf Recycling-Papier gedruckt. »Jetzt bist du dran: Rette die Welt!«
Arena
»Hieronymus Frosch. Faszinierende Experimente für Kinder« bieten Andreas H.. Schmachtel, Heike Schettler und Sonja Stuchtey einfache Versuche zum Nachmachen mit Wasser, Luft, Licht, Schall und Magnetismus (Ill. v. Sebastian Coenen, 91 S., geb., 12,99 €).
Jutta Treiber: Die Wörter fliegen. Illustriert von Nanna Prieler. Residenzverlag im Niederösterreichischen Pressehaus. 32 S., geb., 14,90 €. Heinz Janisch: Wo kann ich das Glück suchen? Illustriert von Linda Wolfsgruber. Verlag Jungbrunnen. 94 S., geb., 13,95 €. Rieke Kersting (Hrsg.): Der kleine Weltretter. rap Verlag. 232 S., geb., 16,90 €.
Atlantis
Kommodenkugelbahn, Bettpurzelpiste und Schrankausguck – Bodo zimmert sich ein Abenteuer. Zusammen mit einer Ziege? Tatsächlich, » Unter Bodos Bett «, wie das Buch von Eva Roth heißt, klemmt sie im Werkzeugkasten. Der Zeichner Artem schuf farbenprächtige Bilder dazu (32 S., geb., 14,95 €).
Beltz & Gelberg
Gute-Nacht-Geschichten und Gedichte zum Vorlesen und Erinnern: Mit »Schlaf gut, kleiner Stern « hat Ruth Speil eine Anthologie mit Bildern zum Träumen von Autoren und Illustratoren der DDR-Kinderbuchszene zusammengestellt (137 S., geb., 12,95 €).
dtv junior
Ein Kind im Gewissenskonflikt: In »Die Spur des Mondbären« von Gill Lewis muss der 12-jährige Tam nach dem Tod seines Vaters für die Familie sorgen und auf einer illegalen Mondbärenfarm arbeiten, wo man den Tieren Gallensaft abzieht. Doch als ein krankes Bärenjunges in die Farm kommt, entschließt sich Tom zu handeln (297 S., geb., 12,95 €).
KJB
Michael Morpurgo erzählt in » Nur Meer und Himmel « einfühlsam und aus der Perspektive eines kleinen Jungen die Geschichte des Großvaters und seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs (64 S., geb., 14,99 €).
Knesebeck
Nicht nur Flüchtling, sondern Kind: »Zuhause kann überall sein« von Irena Kobald und Freya Blackwood – mit dem Mädchen Wildfang kann man erleben, wie es sich anfühlt, aufgrund eines Krieges allein in einem anderen Land sein zu müssen (32 S., geb., 12,95 €).
Oetinger
Wie lange dauert es, eine Wolke Zuckerwatte zu essen? Anton will dem auf die Spur gehen und vor allem der Frage, warum seine Mama nie Zeit hat, denn »Anton hat Zeit, aber keine Ahnung warum! « – ein Buch von Meike Haberstock (108 S., geb., 12,99 €).