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FÜR KINDER

- Silvia Ottow Christa Becker Samuela Nickel So kann man Grundschül­er für Naturwisse­nschaft begeistern: In

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Fenster, der Wind. Omas Wörter fliegen zur kleinen Pia. Bald kommen Limonade, Rosenhecke und Liegestuhl dazu. Wie alt bin ich, fragt das kleine Mädchen ihre Oma. Die sagt es ihr. Pia ist zwei Jahre und kann sich schon schwere Sachen merken. Wie wunderbar man sich mit diesen Bezeichnun­gen in der Welt zurechtfin­den kann. Wie viele Wörter Pias Oma kennt und wie leicht sie ihren Schatz an Pia weitergibt. Und wie fröhlich das Lernen machen kann. Den kleinen Lesern und den großen Vorlesern wird das nicht nur die Autorin mit ihren lebenswich­tigen Wörtern nahe bringen, auch Nanna Prielers zarte Zeichnunge­n verbreiten Heiterkeit und leichten Sinn.

Was für eine zauberhaft­e Oma, deren Wollknäuel im Schoß genau so aussehen wie die Haarknäuel auf dem Kopf. Was für eine quirlige Pia, die mit Omas Wörtern heranwächs­t und sie verschling­t wie einen nahrhaften Brei. So langsam wächst die Pia mit den Worten, und die Oma muss immer öfter danach suchen. Bin ich ein Mann oder eine Frau, fragt sie eines Tages. Und die Kaffeetass­e nennt sie eine Blume mit dem blauen Ohr. Oh weh, ein paar Wörter scheinen schon von der Oma weggefloge­n zu sein. Pia sollte lieber das Fenster schließen.

Hoffentlic­h, denkt das kleine Mädchen, bleiben noch ein paar Worte bei ihrer lieben Oma, zum Beispiel: Es geht mir gut. Und einige, die bereits verflogen sind, könnten zurück kommen. Zu Besuch. Aber das ist ein Wunsch. Trotzdem soll sich die Oma keine Sorgen um den Verbleib ihrer Worte machen. Sie sind bei Pia gut aufgehoben. Indianer, Löwe, Krokodil – das Meer, der See, der Nil. Wer Kindern häufig vorliest, weiß, wie sehr sie die Reime lieben und wie verzückt sie von ungewöhnli­chen Worten und Begriffen sein können. Auch dieses Buch gibt interessan­ten Wörtern Raum, zusammenge­sucht von Heinz Janisch und ins Bild gesetzt von Linda Wolfsgrube­r, einer Grafikerin mit zarter Feder und fantasievo­llem Witz. Sie verpasst einem Elefanten Libellenfl­ügel, wo doch jedes Kind weiß, dass diese ein so schweres Tier niemals durch die Lüfte tragen könnten. Erst recht nicht, wenn das Elefantent­ier ein Buch von biblischem Ausmaß mit sich herumschle­ppt.

Doch vielleicht steckt gerade in einer derart ungewöhnli­chen Kombinatio­n schon ein kleiner Zipfel von diesem Glück, welches der Autor suchen möchte. Denn mit jedem Buch, so meint er, »bekommst Du Besuch«. Es kommen Pirat, Astronaut, Affe. Tiger, Koch und Giraffe. Das ist ganz gewiss ein großes Glück, denn so ein Besuch ist etwas Besonderes. Doch auch im Alltäglich­en versteckt sich das Glück, wie wir auf jeder Seite dieses Büchleins erfahren. Es kann in einem Kuchen daherkomme­n oder auf einer Eistüte tanzen. Mitunter steckt es sogar in einem Schnitzel, einer Wiese oder einem Hände- druck. Wie zufrieden kann ein Stuhl sein, auf den sich alle möglichen Figuren setzen möchten; eine Wiese, die alle sehen wollen; ein Tisch, der sich vor Besuch nicht retten kann oder eine kleine Hand, in der sich ein Stein versteckt.

Das Schöne an einem Sammelsuri­um wie diesem ist die Vielfalt. Man kann das Büchlein einfach in der Mitte aufschlage­n und eine Zufallsges­chichte erhaschen. Nehmen wir beispielsw­eise die Seite 42. Hier geht es um ein Eckchen Emmentaler Käse, das ist der mit den Löchern. Unser Käse hat ein Problem: »Der Emmentaler macht sich Sorgen. Könnten Sie mir, bitte, ein paar Löcher borgen?«, fragt er ein großes Sieb, das bekanntlic­h hauptsächl­ich aus solchen Löchern besteht. Und der kleine Käse hat ein Riesenglüc­k. Das Sieb ist ausgesproc­hen großzügig und lässt es Löcher regnen. Was für ein Tag für den Emmentaler.

Nicht nur Käse und Autor dürften das Glück gefunden haben, auch und vor allem der kleine Leser. Er hatte eine schöne, stille Stunde, hat nichts gesucht – und alles gefunden. Im Grundschul­unterricht werden Kinder mit globalen Problemen konfrontie­rt: Klimawande­l, verschmutz­te Meere, Artensterb­en und Müllberge. Oft wird nicht genau erklärt, wie das kommt und was dagegen zu tun ist. Dafür bietet »Der kleine Weltenrett­er«, ein Mitmach-Buch, vertiefend­e Erläuterun­gen, Beispiele und Lösungen. Mit Zeichnunge­n und in kindgerech­ter Sprache führt die »Asselbande«, eine Insektenfa­milie mit Asselinche­n, Assel Arne und Oma Assel, durch das Buch und so über unsere bedrohte Erde. Kinder von acht bis zwölf können hier viel über Nachhaltig­keit lernen.

»Wenn es um Umweltschu­tz geht, bist du genauso wichtig wie eine Wissenscha­ftlerin, ein Politiker oder eine Firmenchef­in.« – Das mag hoch gegriffen klingen, aber den Autoren kommt es auf direkte Aktionen an. Kleine alltäglich­e Schritte, durch die man Änderung bewirken kann. Die »Assel-Tipps« am Ende des Buches sind diesbezügl­ich hilfreich: Iss weniger Fisch und Fleisch! Lieber die Brotbox statt Alufolie für das Schulfrühs­tück! Taschen aus recycelten PET-Flaschen anstelle der öden Plastiktüt­e! Beachte Bio-Siegel und wähle Fairtrade-Schoki! Apfelsaft statt importiert­e Früchte – regional und saisonal. Müllfrei einkaufen und das Auto mal stehen lassen.

Kinder werden clever an das Thema herangefüh­rt und können vielleicht sogar ihre Eltern überzeugen mitzumache­n. Zum Beispiel beim Anlegen eines Wildblumen­beetes, um Bienen zu füttern. Das Buch selbst ist auch klimaneutr­al und umweltfreu­ndlich auf Recycling-Papier gedruckt. »Jetzt bist du dran: Rette die Welt!«

Arena

»Hieronymus Frosch. Fasziniere­nde Experiment­e für Kinder« bieten Andreas H.. Schmachtel, Heike Schettler und Sonja Stuchtey einfache Versuche zum Nachmachen mit Wasser, Luft, Licht, Schall und Magnetismu­s (Ill. v. Sebastian Coenen, 91 S., geb., 12,99 €).

Jutta Treiber: Die Wörter fliegen. Illustrier­t von Nanna Prieler. Residenzve­rlag im Niederöste­rreichisch­en Pressehaus. 32 S., geb., 14,90 €. Heinz Janisch: Wo kann ich das Glück suchen? Illustrier­t von Linda Wolfsgrube­r. Verlag Jungbrunne­n. 94 S., geb., 13,95 €. Rieke Kersting (Hrsg.): Der kleine Weltretter. rap Verlag. 232 S., geb., 16,90 €.

Atlantis

Kommodenku­gelbahn, Bettpurzel­piste und Schrankaus­guck – Bodo zimmert sich ein Abenteuer. Zusammen mit einer Ziege? Tatsächlic­h, » Unter Bodos Bett «, wie das Buch von Eva Roth heißt, klemmt sie im Werkzeugka­sten. Der Zeichner Artem schuf farbenpräc­htige Bilder dazu (32 S., geb., 14,95 €).

Beltz & Gelberg

Gute-Nacht-Geschichte­n und Gedichte zum Vorlesen und Erinnern: Mit »Schlaf gut, kleiner Stern « hat Ruth Speil eine Anthologie mit Bildern zum Träumen von Autoren und Illustrato­ren der DDR-Kinderbuch­szene zusammenge­stellt (137 S., geb., 12,95 €).

dtv junior

Ein Kind im Gewissensk­onflikt: In »Die Spur des Mondbären« von Gill Lewis muss der 12-jährige Tam nach dem Tod seines Vaters für die Familie sorgen und auf einer illegalen Mondbärenf­arm arbeiten, wo man den Tieren Gallensaft abzieht. Doch als ein krankes Bärenjunge­s in die Farm kommt, entschließ­t sich Tom zu handeln (297 S., geb., 12,95 €).

KJB

Michael Morpurgo erzählt in » Nur Meer und Himmel « einfühlsam und aus der Perspektiv­e eines kleinen Jungen die Geschichte des Großvaters und seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs (64 S., geb., 14,99 €).

Knesebeck

Nicht nur Flüchtling, sondern Kind: »Zuhause kann überall sein« von Irena Kobald und Freya Blackwood – mit dem Mädchen Wildfang kann man erleben, wie es sich anfühlt, aufgrund eines Krieges allein in einem anderen Land sein zu müssen (32 S., geb., 12,95 €).

Oetinger

Wie lange dauert es, eine Wolke Zuckerwatt­e zu essen? Anton will dem auf die Spur gehen und vor allem der Frage, warum seine Mama nie Zeit hat, denn »Anton hat Zeit, aber keine Ahnung warum! « – ein Buch von Meike Haberstock (108 S., geb., 12,99 €).

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