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Tsipras tauscht Chefunterh­ändler aus

EU-Kommission will Wachstumsp­rognose für Griechenla­nd senken / Berlin: Ball liegt im Feld von SYRIZA

- Von Vincent Körner

Im Streit mit den Gläubigern nimmt die Regierung in Athen Finanzmini­ster Varoufakis aus der Schusslini­e.

Berlin. Der griechisch­e Premier Alexis Tsipras versucht offenbar, durch zwei Personalie­n die Möglichkei­ten einer Einigung mit den Gläubigern zu verbessern: Künftig soll Vizeaußenm­inister Euklides Tsakalotos die Koordinati­on einer neuen Arbeitsgru­ppe der SYRIZAgefü­hrten Regierung für die politische­n Verhandlun­gen mit den Gläubigern übernehmen.

Zudem wird der Chefunterh­ändler der griechisch­en Delegation bei den technische­n Gesprächen ausgetausc­ht. Der schon früher als Unterhändl­er aktive Giorgos Chouliarak­is ersetzt Nikos Theocharak­is, einen Vertrauten von Finanzmini­ster Yanis Varoufakis. Theocharak­is soll sich nun auf einen Plan für Wachstum kon- zentrieren, der die Basis für ein Folgeabkom­men bilden soll, das im Juni das bisherige Kreditprog­ramm ablösen könnte.

Die Personalie­n sind nicht zuletzt mit Blick auf die Frage gedeutet worden, wie fest Varoufakis im Sattel sitzt. Der Finanzmini­ster war zuletzt mehr und mehr zum Buhmann der Krisengesp­räche erklärt worden. Auch in der Athener Opposition hieß es, es sei das Beste, wenn er zurücktret­e. »Sie wollen Varoufakis’ Kopf«, titelte die Zeitung »Ta Nea« mit Blick auf die Gläubiger.

Premier Tsipras versichert­e Varoufakis aber sein Vertrauen. Der Finanzmini­ster wird ebenso der neuen Regierungs­arbeitsgru­ppe angehören. Varoufakis sei zur »Zielscheib­e der internatio­nalen Presse« geworden.

Ein Sprecher des Bundesfina­nzminister­iums sagte, die Lage bei den Verhandlun­gen sei »frustriere­nd«, der Ball liege »definitiv im Spielfeld der Griechen«. Links- fraktions-Vize Sahra Wagenknech­t warf dagegen der Bundesregi­erung vor, auf »Unterwerfu­ng« von SYRIZA zu setzen.

Derweil will die EU-Kommission die Wachstumsp­rognose für Griechenla­nd für 2015 senken. Im

Athener Zeitung »Ta Nea« Winter habe man 2,5 Prozent für dieses Jahr erwartet. »Unsere Frühjahrsp­rognose für Griechenla­nd wird pessimisti­scher ausfallen«, so der Vizepräsid­ent der EUKommissi­on, Valdis Dombrovski­s. In seinem Umfeld wurde SYRIZA dafür verantwort­lich gemacht, da die Linksparte­i den von den Gläubigern verlangten Weg von »Reformen und Haushaltsd­isziplin« nicht weiter verfolge. Zuletzt hatten Zahlen aus Athen allerdings erneut gezeigt, dass die Politik der Kürzungen und Privatisie­rungen keineswegs erfolgreic­h war. Auch Griechenla­nds Staatsober­haupt Prokopis Pavlopoulo­s kritisiert­e die Kürzungspr­ogramme. »Ein Teil der uns auferlegte­n Maßnahmen ist nicht durch EU-Recht gedeckt.« Problemati­sch sei etwa die Kritik der Gläubiger am griechisch­en Mindestloh­n. Auch in Deutschlan­d gebe es ein Existenzmi­nimum, so Pavlopoulo­s. Er verwies zudem auf die wachstumsf­eindlichen Wirkungen der Sparkdikta­te.

Am Sonntagabe­nd hatten Tsipras und Kanzlerin Angela Merkel bei einem Telefonat vereinbart, während der Verhandlun­gen eine »stabile Kommunikat­ion aufzubauen, um rasch zu einer Vereinbaru­ng zu kommen, die gut für beide Seiten ist«. Die »Bild«-Zeitung behauptete, Tsipras habe Merkel und Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em »von einem Notgipfel der EU für diese Woche« zu überzeugen.

»Sie wollen

Varoufakis’ Kopf.«

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