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2018 ist auch noch ein Jahr

- Silvia Ottow über den Streit um die Aussetzung der Pflegenote­n für Heime

Die umstritten­e Benotung von Pflegeheim­en sollte eigentlich dazu beitragen, die Qualität der Betreuung alter und kranker Menschen in stationäre­n Einrichtun­gen zu verbessern. Deshalb wurde sie 2008 beschlosse­n. Ihr Ziel hat sie allerdings nie erreicht, denn im Gegensatz zur glasklaren Aussagekra­ft der Zahlen auf dem Schulzeugn­is hat man es beim sogenannte­n Pflege-TÜV geschafft, ein vollkommen unübersich­tliches System zu basteln. In dem ist es möglich, schlechte medizinisc­he Betreuung mit Vorlesestu­nden oder bunten Speiseplän­en auszugleic­hen. Eigentlich hätte das intranspar­ente und nutzlose Instrument niemals eingeführt werden dürfen, denn es dient vor allem dazu, unhaltbare Pflegezust­ände zu verschleie­rn. Und das war in Fachkreise­n auch sehr gut bekannt. 2018 soll die Benotung einem Kurzberich­t weichen.

Dennoch könnte es passieren, dass der Pflege-TÜV noch fröhlich seinen zehnten Geburtstag feiert. So lange darf ein unsinniges Experiment schon mal dauern. Es geht hier schließlic­h nur um ein paar Alte, die es nicht geschafft haben, sich ein dickes Konto zuzulegen, von dem sie sich eine bessere Pflege als jene in einem üblichen Heim leisten können. Die Streithähn­e von der Großen Koalition gehören jedenfalls nicht zu diesen Verlierern und deswegen legen sie in Sachen Pflege auch keine übertriebe­ne Hast an den Tag. Mal schauen, heißt die Devise. 2018 ist auch noch ein Jahr.

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