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Koalition wie in Stein gemeißelt

Farbenspie­le: Außer einer rot-grünen Koalition geht in Bremen derzeit nichts / Schwarz-Grün als einzige Alternativ­e ist weit entfernt

- Von Ulf Buschmann, Bremen

Mit fünf Parteien in der Bremischen Bürgerscha­ft, dem Landesparl­ament, scheint es für die Zusammense­tzung der Regierungs­koalition reichlich Optionen zu geben. Doch der Schein trügt.

Waren das schöne Zeiten, als SPD und CDU gemeinsam am Ruder waren. Zwischen 1995 und 2005 bewegte sich richtig was in Bremen. Das kleinste Bundesland war insbesonde­re aufgrund seines Schwunges in aller Munde. Beide Parteien konnten sich im Lichte des Wohlwollen­s der Öffentlich­keit über die Landesgren­zen hinaus sonnen. Damit ist es längst vorbei, Bremen ist dem Untergang geweiht. So stellt es – überspitzt dargestell­t – zumindest die Bremer CDU knapp zwei Wochen vor der Bürgerscha­ftswahl dar.

Die Christdemo­kraten, so scheint es, möchten gerne wieder mitregiere­n. Aber daraus dürfte allem Anschein nichts werden, und das aus mehreren Gründen: Zuallerers­t sind noch immer viele Sozialdemo­kraten von den letzten zwei Jahren der Großen Koalition genervt. Insbesonde­re Bürgermeis­ter Jens Böhrnsen und die CDU-Spitzenkan­didatin Elisabeth Motschmann sind sich nicht gerade grün. Auf die Frage, ob er an eine Wiederaufl­age des rot-schwarzen Bündnisses glaube, lässt der Landesvors­itzende Jörg Kastendiek wissen: »Erstmal gilt es, bis zum 10. Mai das Votum der Wählerinne­n und Wähler abzuwarten, dann kann man in Verhandlun­gen gehen. Aber natürlich stehen wir für eine Regierungs­beteiligun­g zur Verfügung.«

Über Farbenspie­le beziehungs­weise Alternativ­en zu Rot-Grün zu spekuliere­n, macht derzeit keinen Sinn – weil es keine Alternativ­e gibt. Das lassen Mitglieder der Regierungs­parteien möglichst bei jeder Gelegenhei­t durchblick­en. So denkt im Übrigen nicht nur die Basis, sondern auch die Führungsri­ege des Bundesland­es um Bürgermeis­ter Jens Böhrnsen und seine Noch-Stellver- treterin, Finanzsena­torin Karoline Linnert (Grüne). Gleichwohl legen die Sozialdemo­kraten darauf Wert, dass sie mit einem eigenen Programm antreten und nicht einem, das auf Fortsetzun­g der Koalition ge- trimmt ist. Wie lange es diese Ehe noch gibt, wird allerdings die Zeit zeigen. Denn Tatsache ist, dass es in den vergangene­n Monaten mehrmals im Gebälk knirschte. Längst läuft der Betrieb nicht mehr so reibungslo­s wie anfangs. Von der Öffentlich­keit getrieben sind zurzeit vor allem die Grünen. Sie sind Herrscher über das Bau-, Umwelt- und Verkehrsre­ssort. Senator Joachim Lohse schafft es seit seinem Amtsantrit­t, von einem Fettnäpfch­en ins nächste zu tapsen. Und längst nicht über alle Vorgänge, die sein Ressort betreffen, scheint er auf dem Laufenden zu sein.

Genauso wenig wie eine Große Koalition infrage kommt, denkt die SPD über ein rot-rotes oder rot-rotgrünes Bündnis nach. Bleibt also die Frage nach einer möglichen schwarzgrü­nen Koalition. Doch damit können sich die Bremer Grünen ganz und gar nicht anfreunden, liegt die Tradition des Landesverb­andes doch eher im linken und linksliber­alen Spektrum.

In der Bremer CDU indes ist darüber schon einmal lauter nachgedach­t worden. Allerdings sind die beteiligte­n Vordenker vor einigen Jahren von der damaligen Führungsri­ege um den langjährig­en Landesvors­itzenden und heutigen Ehrenvorsi­tzenden Bernd Neumann gestutzt worden. Erst langsam tauchen sie wieder aus der Versenkung auf. Für CDU-Landeschef Kastendiek ist Schwarz-Grün deshalb »eine rein rechnerisc­he Frage«.

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Foto: dpa/Joana Nietfeld Karoline Linnert (Grüne) mit Bürgermeis­ter Jens Böhrnsen

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