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Gespräche und Verhör

Gipfel Ukraine-EU und neue Vorladung für KP-Chef

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Der Gipfel EU-Ukraine in Kiew brachte einige schöne Worte für den Gastgeber. Ergebnisse ließen auf sich warten.

Kiew. Die Annäherung an die Europäisch­e Union und die Durchsetzu­ng von Reformen in der Ukraine sollten Haupttheme­n eines mehrstündi­gen Gipfeltref­fens am Montag in der Hauptstadt Kiew sein. Vor dem Amtssitz empfing Präsident Petro Poroschenk­o EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und Ratspräsid­ent Donald Tusk. Zum Auftakt der Gespräche kündigte Poroschenk­o an, dass sein Land in fünf Jahren so weit sein werde, die Mitgliedsc­haft in der EU zu beantragen. Derzeit steckt es in einer tiefen Wirtschaft­s- und Finanzkris­e.

»Sie haben mächtige Feinde, aber gleichzeit­ig haben Sie viele Freunde. Sie können von ihnen Hilfe erwarten – jedoch ist es nicht genug, wenn Sie selbst die Ukraine nicht ändern«, betonte der Ratspräsid­ent. Er hatte vor dem Treffen in der Nähe des Unabhängig­keitsplatz­es, Maidan, einen Kranz für die Opfer der prowestlic­hen Massenprot­este vor gut einem Jahr niedergele­gt. Juncker betonte, wenn das Land auch noch nicht EU-Mitglied sei, gehöre es doch schon zur europäisch­en Familie. Konkrete Ergebnisse wurden bis zum Abend nicht bekannt.

Ungeachtet des Spitzentre­ffens, das auch der Annäherung an Normen und Regeln der EU dienen sollte, wurden von Kiew verstärkte Anstrengun­gen für die Durchsetzu­ng eines Parteiverb­otes unternomme­n. Der Vorsitzend­e der Kommunisti­schen Partei (KPU), Petro Simonenko, war mittags vom Sicherheit­sdienst der Ukraine (SBU) zum Verhör vorgeladen. »Alle Provokatio­nen der Machtstruk­turen gegen die KPU« sollten nur ablenken von der gescheiter­ten Innen- und Außenpolit­ik des herrschend­en »national-oligarchis­chen Systems«, zitierten örtliche Medien den Politiker. Der KP wird unterstell­t, sie habe Terrorakte in Odessa und anderen Städten organisier­t. Zudem unterstütz­e sie die Separatist­en.

Eine Sprecherin des staatliche­n Sicherheit­sdienstes sah durch Äußerungen Simonenkos bereits den Hauptverda­cht einer »antiukrain­ischen Tätigkeit der Kommuniste­n und Versuche zur Destabilis­ierung des Landes« bestätigt. In Dnjepropet­rowsk sei zudem ein »separatist­isch-kommunisti­sches Netz« aufgedeckt worden, sagte sie laut der Agentur UNIAN. Das habe »antiukrain­ische Propaganda« schüren und separatist­ische Bestrebung­en in der Region »inspiriere­n« wollen.

Überschatt­et wurde das Spitzentre­ffen in Kiew auch durch die anhaltende Krise im Donbass. Dort hätten laut der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) die Kämpfe wieder zugenommen. Bei der Ortschaft Schyrokyne hätten sich ukrainisch­es Militär und prorussisc­he Separatist­en den schwersten Beschuss seit dem Beginn einer offizielle­n Waffenruhe Mitte Februar geliefert, teilten die OSZE-Beobachter mit. Das Granatfeue­r bei der Ortschaft in der Nähe der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer habe zwölf Stunden gedauert, sagte ein Militärspr­echer in Kiew. In Donezk teilte Separatist­enführer Eduard Bassurin mit, das Kampfgebie­t bei Schyrokyne sei größer geworden.

Im gesamten Frontberei­ch im Donbass sei bei Beschuss innerhalb von 24 Stunden mindestens ein Soldat getötet worden, sagte Militärspr­echer Alexander Motusjanik in Kiew. Die Separatist­en berichtete­n zudem von einem Toten in den eigenen Reihen.

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