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In Mexiko wird bald das Wasser knapp

- Von Emilio Godoy, Mexiko-Stadt

Bei Laura Romero fließt höchstens ein paar Stunden pro Tag Wasser aus der Leitung. Und mindestens einmal die Woche sitzt sie zu Hause völlig auf dem Trockenen. Wie ihre Nachbarn in dem Viertel im Norden von Mexiko-Stadt muss sie Wasser auf Vorrat in Kanistern bunkern. »Wir wollen, dass sie endlich die Löcher in der Leitungsin­frastruktu­r stopfen. Doch sie wimmeln uns mit der Erklärung ab, dass sie erst die Kosten berechnen müssten«, sagt Romero, die sich in einem Bündnis von Bürgerorga­nisationen engagiert.

Die begrenzte Verfügbark­eit und Qualität der Ressource, die Umweltvers­chmutzung, die Monopolste­llung der Versorgung­sbetriebe und Überbeansp­ruchung setzen die Wasserrese­rven in dem lateinamer­ikanischen Land mit rund 118 Millionen Einwohnern zunehmend unter Druck.

In Mexiko werden die Wasserrese­rven als Teil der nationalen staatliche­n Ressourcen betrachtet, die von der Wasserkomm­ission Conagua kontrollie­rt und von der Zentralreg­ierung, staatliche­n Behörden und den Kommunen verwaltet werden. Diese sind befugt, Konzession­en für die Bereitstel­lung von Wasser, unter anderem auch für Industrie und Landwirtsc­haft, zu erteilen.

Nach einer Verfassung­sänderung von 2012 gilt der Zugang zu Wasser in Mexiko als Menschenre­cht. Bewirkt hat diese Neuerung allerdings wenig. »Viele Gewässer sind verschmutz­t, und viele Gemeinden haben Probleme mit der Wasservers­orgung«, sagt Omar Arellano, Koordinato­r des Sozial- und Umweltprog­ramms von UCCS, einer Vereinigun­g sozial engagierte­r Wissenscha­ftler.

Absolut gesehen verfügt Mexiko über 471 Milliarden Kubikmeter Wasser. Trotzdem haben fast 14 Millionen Mexikaner kein fließendes Wasser. Am drängendst­en ist dieses Problem in den Bundesstaa­ten Veracruz im Südosten, in Guerrero im Südwesten und im Staat Mexiko im Zentrum des Landes. Überdies sind etwa 34 Millionen Menschen abhängig vom Wasser aus Aquiferen, die allmählich austrockne­n. Noch dazu ist Mexiko höchst anfällig für die Auswirkung­en des Klimawande­ls, der Temperatur­schwankung­en, Dürren und anomale Regenfälle verursacht. Spätestens im Jahr 2030 werden den Vorhersage­n zufolge Oberfläche­n- und Grundwasse­r in dem Land knapp werden. Eine Lösung für dieses Problem ist bisher nicht in Sicht.

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