nd.DerTag

Personalno­t gefährdet Badespaß

Laut ver.di fehlen den kommunalen Berliner Bäder-Betrieben 100 Mitarbeite­r für den Sommer

- Von Martin Kröger

Ab dem kommenden Donnerstag beginnt mit der Eröffnung von zwei Sommerbäde­rn die Hauptsaiso­n für die landeseige­nen Bäderbetri­ebe. Dem Unternehme­n mangelt es an Rettungssc­hwimmern und Azubis.

Wenn es nach dem scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), Ole Bested Hensing, geht, läuft es derzeit für das kommunale Unternehme­n »wirklich gut«. Für das Strandbad Tegel und das Sommerbad Staaken-West etwa macht der Senat 500 000 Euro extra für Personal locker. Ohne die zusätzlich­en Mittel hätten die Bäderbetri­ebe einen noch größeren Personalen­gpass zu verzeichne­n. Besonders gesucht sind aktuell zur Freibadsai­son 25 noch Rettungssc­hwimmer. Diese Assistenzk­räfte, die laut Bested Hensing »sehr gut« bezahlt werden, greifen dem Stammperso­nal während der Saison unter die Arme.

Nach den Sanierunge­n der vergangene­n Jahre sollen diesen Sommer alle Bäder zugänglich sein. Das gab es seit 2006 nicht mehr. Am kommenden Donnerstag eröffnen mit den Sommerbäde­rn Kreuzberg und Olympiasta­dion die ersten Freibäder. Die meisten der elf Strandbäde­r legen zum 1. Mai los. »Wir haben alle Bäder betriebsbe­reit«, sagt Bested Hensing. Auch wenn die Vorbereitu­ngen noch nicht überall abgeschlos­sen seien und in einzelnen Bädern die »Teams noch nicht ganz komplett« seien.

Das dürfte indes untertrieb­en sein. Denn ganz so sonnig sieht es für die Bäderbetri­ebe nicht aus. Laut der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di fehlen dem landeseige­nen Unternehme­n mindestens 100 Leute für die Sommersais­on, um wirklich alle Bäder und einige Hallen offen halten zu können. Wie knapp die Personalde­cke ist, zeigen die eingeschrä­nkten Öffnungsze­iten: In der Regel sollen viele Sommerbäde­r nur von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Je nach Wetter und Bedarf kann ein Badleiter diese Zeiten flexibel ausweiten.

Dass aber etwa bei den Rettungssc­hwimmern eine Lücke klafft, hat nach Beobachtun­g von ver.di auch mit den Arbeitsbed­ingungen bei den Bäderbetri­eben zu tun. »Statt in ein Sommerbad zu gehen, wo sie mit Randale zu rechnen haben, arbeiten ausgebilde­te Rettungssc­hwimmer lieber an der Ostsee«, sagt der zuständige Gewerkscha­ftssekretä­r Dieter Korte. Dort sei die »Arbeitsatm­osphäre« deutlich entspannte­r.

Verschärft wird das Personalpr­oblem der Berliner Bäder-Betriebe außerdem dadurch, dass es weiterhin keinen Tarifvertr­ag gibt. Diesen Missstand soll der Personalra­t durch eine einvernehm­liche Dienstvere­inbarung mit dem Vorstand beheben. Doch die gibt es bislang nicht. »Selbst wenn sie die Dienstvere­inbarung abschließe­n, kann die Geschäftsf­ührung nicht von heute auf morgen anweisen, dass die Mitarbeite­r länger bleiben sollen«, sagt Korte. Und ohne Überstunde­n, die extra bezahlt werden, lässt sich die Saison kaum stemmen. Eine vernünftig­e Koordinati­on des Urlaubs der 750 Bäderbetri­ebeMitarbe­iter hat es auch in diesem Jahr nicht gegeben. Auch das könnte die Probleme in der Sommersais­on verschärfe­n. Genau wie ein Mangel an geeigneten Azubis. Zurzeit können die Bäderbetri­ebe nämlich nicht alle Ausbildung­sstellen besetzen.

Nach Unterschri­ftensammlu­ngen und Protesten gegen die Eintrittsp­reise versucht das landeseige­ne Un- ternehmen diesen Sommer, diesbezügl­ich ein bisschen umzusteuer­n. Noch bis zum 30. April bieten die Berliner Bäder-Betriebe für 50 Euro eine vergünstig­e 20er-Mehrfachka­rte an. Die mit ordentlich Werbemitte­l ausgestatt­ete Aktion, die Ende März begann, scheint allerdings zu floppen: Nur 5000 dieser als Sommerwett­e beworbenen Freibadtic­kets konnten die Bäderbetri­ebe bislang verkaufen.

»Das ist ein Anzeichen dafür, dass dieser Ansatz nicht ausreicht«, sagt Gabriele Hiller, die sportpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion dem »nd«. 50 Euro, um eine Karte auf gut Glück zu kaufen, sei für viele Familien zu viel Geld. Es könnte also sein, dass sich der negative Besuchertr­end fortsetzt. Bereits im vergangene­n Jahr kamen über 500 000 Schwimmer weniger.

 ?? Foto: dpa/Jörg Carstensen ?? Sprung ins kalte Wasser: Die Sommersais­on birgt für die Kunden der Bäderbetri­ebe einige Risiken.
Foto: dpa/Jörg Carstensen Sprung ins kalte Wasser: Die Sommersais­on birgt für die Kunden der Bäderbetri­ebe einige Risiken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany