BVG macht Gewinn, Ticketpreise steigen dennoch
Unternehmen mit besten Betriebsergebnis seiner Geschichte und steigenden Fahrgastzahlen
Jahrzehntelang steckte die BVG tief in roten Zahlen. Jetzt gibt es erstmals keinen Verlust. Die Fahrgäste profitieren davon nur indirekt.
Es war ein schöner Einstieg für Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) als Aufsichtratschef der BVG. Erst seit Januar in diesem Amt, konnte er gleich Denkwürdiges verkünden: »Erstmals in ihrer Geschichte konnte die BVG ein Geschäftsjahr mit einem positiven operativen Ergebnis beenden.« Der Gewinn im Jahr 2014 beträgt 7,4 Millionen Euro, nachdem in den beiden Jahren zuvor mit 17,5 Millionen und 57,7 Millionen Euro noch kräftig Verlust eingefahren wurde. Gewinne waren eigentlich erst für 2016 eingeplant.
Treiber für das gute Jahresergeb- nis seien steigende Fahrgastzahlen und Ticketeinnahmen, sagte KollatzAhnen. Wurden 2013 die Busse und Bahnen der BVG von 947 Millionen Fahrgästen genutzt, waren es im Vorjahr rund 978 Millionen. Was ebenso ein Rekord ist wie die gestiegenen Ticketeinnahmen. Die legten dank der Tariferhöhung im Sommer 2013 sogar überproportional um 33 Millionen auf 636 Millionen Euro zu. Trotzdem halten die Berliner dem Unternehmen die Treue, die Zahl der Abonnenten stieg sogar um 30 000 auf über 400 000.
Erstmals konnten auch Schulden abgebaut werden, um rund 100 Millionen auf rund 706 Millionen Euro. Dies allerdings ist einem Einmaleffekt geschuldet, da die BVG Rückstellungen auflösen konnte, die sie im Zusammenhang mit umstrittenen Finanztransaktionen bilden musste.
Die Stadt wächst, das bekommt die BVG zu spüren. In diesem Jahr könnte es einen neuen Rekord geben, der Finanzsenator rechnet erstmals mit einer Milliarde Fahrgäste. Und BVGChefin Sigrid Nikutta sieht »Potenzial« für 500 000 Abonnenten.
Profitieren werden die Fahrgäste aber nicht von der guten Entwicklung, zumindest nicht finanziell. Von ihnen wird jedes Jahr ein höherer »Tarifbeitrag« erwartet. Die BVG will jeden falls an der Indexlösung festhalten, nach der jährlich die Ticketpreise entsprechend der Lebenshaltungs-, Energie- und Personalkosten steigen. Voraussichtlich Anfang kommenden Jahres wäre es dann wieder so weit. 56 Prozent ihrer Gesamtkosten erwirtschaftet die durch die Fahrgeldeinnahmen, der Rest kommt vom Land.
Diesen Deckungsgrad durch die Tarifeinahmen will der Finanzsenator auch halten. Es stünden so viele Investitionen an, dass regelmäßige moderate Erhöhungen nötig seien. Im Schnitt investiert die BVG jedes Jahr rund 260 Millionen Euro in ihre Infrastruktur. Nötig seien künftig etwa 400 Millionen, so Nikutta, »Unsere Tunnel waren einst für 100 Jahre ausgelegt, jetzt existieren sie schon 120. Der Aufwand für ihren Unterhalt wächst.« Auch die Fahrzeugflotte ist nicht mehr die jüngste, vor allem hält sie nicht mit der wachsenden Fahrgastzahl schritt. Die BVG hat ausgerechnet, dass sie bis 2033 für die Anschaffung neuer Busse und Bahnen 2,6 Milliarden Euro investieren müsste. Wie das zu stemmen ist, soll im nächsten Monat in einer Klausur mit dem Senat diskutiert werden.
Spendiert hat er schon mal 58 Mil- lionen Euro aus dem Sondervermögen »Infrastruktur der wachsenden Stadt«. Dafür kann die BVG elf weitere neue U-Bahn-Züge der Baureihe IK bestellen. Die ersten beiden Prototypen werden bereits in Berlin erprobt. Eigentlich sind sie für das Kleinprofilnetz mit den Linien U 1 bis U 4 gedacht, doch nun sollen sie auch im Großprofilnetz eingesetzt werden, weil dort der Bedarf ebenfalls enorm ist. Allerdings müssen noch technische Lösungen gefunden werden, damit die schmaleren Wagen auch im Großprofilnetz fahren können und der Spalt zur Bahnsteigkante nicht zu groß ist. 2017 sollen die ersten dieser Züge einsatzbereit sein.