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1020 Verstöße gegen das Umweltgese­tz

- Von Wilfried Neiße

Zum Ausgleich für Eingriffe in die Natur durch Bauprojekt­e steckt der Naturschut­zfonds Geld in Maßnahmen wie die Renaturier­ung von Mooren.

Zwar hebt immer noch kein Flugzeug vom Großflugha­fen BER in Schönefeld ab, der Umweltschu­tz ist aber bei diesem gigantisch­en Projekt in einer Beziehung schon auf seine Kosten gekommen. Rund 34 Millionen Euro muss die Flughafeng­esellschaf­t an den Naturschut­zfonds Brandenbur­g überweisen. Weil es nicht sinnvoll wäre, »ortsnah« die vorgeschri­ebenen Ausgleichs­maßnahmen zu finanziere­n, fließt das Geld in viele Umweltproj­ekte des Landes, teilte die Stiftung am Montag mit.

Die letzte Rate »wird im Jahr 2018 an uns ausgezahlt«, gab Geschäftsf­ührer Bernhard SchmidtRuh­e bekannt. Umweltmini­ster Jörg Vogelsänge­r (SPD) witzelte, dass die Ausgleichs­maßnahmen schneller finanziert sein könnten als die Inbetriebn­ahme des Flughafens. Zwischen 200 000 Euro und vier Millionen Euro nimmt die Stiftung jährlich ein, weil der Gesetzgebe­r für Eingriffe in die Natur einen Ausgleich verlangt. Meist sorgen Bürgermeis­ter oder Ämter dafür, dass gleich in den jeweiligen Kommunen betonierte oder asphaltier­te Flächen entsiegelt werden. Wo das nicht funktionie­rt, kommt die Stiftung zum Zuge. Sie verwendet die Mittel etwa für Trockenras­engebiete, Moore und Auenwälder. Seit seiner Gründung 1995 hat der Naturschut­zfonds auch 22 Millionen Euro Fördermitt­el von der EU erhalten, womit etwa 650 Projekte finanziert werden konnten.

Die Zahl der von der brandenbur­gischen Naturwacht ermittelte­n Verstöße gegen das Umweltschu­tzgesetz ist 2014 von 877 auf 1020 angestiege­n. Das stelle aber immer noch keinen Vergleich dar zu den 1999 ermittelte­n mehr als 8000 Verstößen, sagte Naturwacht­leiter Manfred Lütkepohl. Ohnehin werden solche Zahlen von Fachleuten zurückhalt­end

»Die Ausgleichs­maßnahmen für den BER könnten schneller finanziert sein als der Flughafen.« Umweltmini­ster Jörg Vogelsänge­r

aufgenomme­n. Denn eine hohe Zahl von Verstößen kann auch einfach mit strengen Kontrollen zusammenhä­ngen, und eine geringe Zahl damit, dass Verstöße übersehen worden sind.

Festgestel­lt wurde von der Naturwacht beispielsw­eise ein illegaler Kahlschlag in einem Naturschut­zgebiet namens Verlorenwa­sserbach. »Nach der Anzeige beschlagna­hmte die Untere Forstbehör­de das geschlagen­e Holz«, heißt es. Lütkepohl erklärte, dass Holzeinsch­lag in einem Schutzgebi­et keineswegs völlig ausgeschlo­ssen sei. In diesem Falle sei aber ein geschützte­s Nachwuchsp­rojekt betroffen gewesen.

Die Zahl der brandenbur­gischen Naturwächt­er – sie nennen sich Öko-Ranger – ist in den vergangene­n Jahren von 130 auf 95 gesunken. Demnächst müssen neun Stellen neu besetzt werden. Laut Lütkepohl organisier­t die Wacht eine rege Jugendarbe­it, aber die Kapazitäte­n halten mit dem hohen Interesse nicht Schritt. Weil Jugendlich­e abwandern, fehlen die ehrenamtli­chen Helfer dann leider als Erwachsene. Solche Helfer haben im vergangene­n Jahr beispielsw­eise 85 000 Frösche und Kröten sicher über die Straße getragen. Der hohe Aufwand für den Schutz der Großtrappe hat sich gelohnt. Es leben wieder mehr als 120 Exemplare diese Vogelart in Brandenbur­g.

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