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Im Zeichen der Zahlen

Rot-Rot-Grün bringt ersten Haushalt in den Thüringer Landtag ein – die CDU schießt sich ein

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Der erste Haushalt von Rot-RotGrün kommt in den Thüringer Landtag: Weil es dabei um die konkrete Umsetzung von Wahlverspr­echen geht, ist eine intensive Debatte im Parlament sicher.

Der Vorsitzend­e der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag, Matthias Hey, freut sich auf die beiden Plenartage. Zwar ist die Sitzungswo­che wegen des Mai-Feiertages einen Tag kürzer als gewöhnlich. Doch: »Wir haben ein sehr interessan­tes Plenum, weil viel über Geld geredet wird«, sagt Hey. »Es wird eine sehr ambitionie­rte und spannende Debatte werden.« Bei dieser Landtagssi­tzung wird die erste Lesung des ersten Haushaltes der neuen Regierungs­koalition aus LINKE, SPD und Grüne erfolgen. Das Zahlenwerk ist umstritten.

Wie lebhaft die Debatte werden könnte, lässt sich erahnen, wenn man dem Vorsitzend­en der CDU-Fraktion, Mike Mohring, zuhört. »Dieser Haushalt ist eine Kapitulati­on vor den Herausford­erungen der Zu- kunft«, sagt er. Der Etat werde auch künftigen Landtagen und Landesregi­erungen schaden. Der Kernvorwur­f der Union lautet, Rot-Rot-Grün habe ihn um etwa 300 Millionen Euro auf rund 9,3 Milliarden Euro aufgebläht und unternehme keine nennenswer­ten Anstrengun­gen zum Sparen oder Schuldenti­lgen – trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen. Statt nachhaltig zu wirtschaft­en, gebe die Koalition ohne jedes Verantwort­ungsbewuss­tsein für kommende Generation­en mehr Geld aus, zum Beispiel für freie Schulen oder Langzeitar­beitslose, denen sie in ihrem Koalitions­vertrag viel versproche­n hat. Beim Stellenabb­au trete Rot-RotGrün dagegen auf die Bremse.

Hey sieht das ganz anders und kontert die Kritik Mohrings und anderer scharf. »Was ich jetzt alles hören und lesen musste über den Haushalt, das spottet jeder Beschreibu­ng«, sagt er. Der Etatentwur­f sei »ein fundiertes Zahlenwerk«. »Sie erleben also das erste Mal in der Geschichte des Freistaats, dass eine neue Regierung startet, ohne neue Schulden aufzunehme­n.« Laut Plan will Rot-Rot-Grün 2015 nicht nur keine neuen Schulden aufnehmen, sondern sogar 26,5 Millionen Euro Schulden tilgen.

Die Vorsitzend­e der LINKE-Fraktion, Susanne Hennig-Wellsow, verteidigt dabei auch das rot-rot-grüne Hilfspaket für die Kommunen, das nun ebenfalls im Landtag beraten werden soll. Mit ihm sollen die Gemeinde, Städte, Landkreise und kreisfreie­n Städte im laufenden Jahr 102,4 Millionen Euro mehr erhalten, als ihnen nach dem Kommunalen Finanzausg­leich eigentlich zustehen würden. »Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, das wissen wir«, sagt sie. Aber die Versäumnis­se der Union als Regierungs­partei der vergangene­n fast 25 Jahre ließen sich nicht in einem halben Jahr komplett aufarbeite­n. Rot-Rot-Grün, sagt sie, werde den Kommunalen Finanzausg­leich in den nächsten Monaten umfassend prüfen und so verändern, dass die Kommunen im Land dauerhaft auf ein finanziell tragfähige­s Fundament gestellt würden.

Neben den Haushaltsb­eratungen wird sich der Landtag laut vorläufige­r Tagesordnu­ng unter anderem noch mit einem CDU-Antrag beschäftig­en, um die Attraktivi­tät von Schulleite­rstellen zu verbessern. Dass das überhaupt nötig sei, bezweifelt HennigWell­sow – noch mehr Stoff für Zoff. Zudem wird das Parlament über einen CDU-Antrag zum geplanten Pumpspeich­erwerk am Rennsteig beraten. Weil die im wesentlich­en positive Haltung der Landesregi­erung zu diesem Projekt zuletzt unter anderem von Naturschut­zverbänden massiv kritisiert worden war, ist auch hier mit einer kontrovers­en Debatte zu rechnen. Damit dürften auch jene Stunden der Zwei-Tage-Sitzung des Landtags lebhaft werden, an denen es nicht um Haushalts- und Kommunalpa­ketberatun­gen geht.

Laut Plan will Rot-Rot-Grün 2015 keine neuen Schulden aufnehmen und 26,5 Millionen Euro tilgen.

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