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Früher sterben in Greifswald

Schweriner Regierung beantworte­t 400 Fragen der LINKEN zu 20 Jahren Landesverf­assung

- Von Iris Leithold, Schwerin

Ein Jahr lang hat die SPD/CDU-Landesregi­erung in Schwerin an der Antwort auf eine Große Anfrage der LINKEN gearbeitet. Auf 556 Seiten zieht sie nun Bilanz zu 20 Jahren Landesverf­assung.

Zwei Jahrzehnte nach Inkrafttre­ten sind nach Angaben der LINKEN zentrale Ziele der Verfassung Mecklenbur­g-Vorpommern­s nicht erreicht. »In der Antwort der Landesregi­erung auf unsere Große Anfrage zur Landesverf­assung spiegeln sich deutliche Unterschie­de zwischen An-

»Die Regierung stellt sich selbst ein schlechtes Zeugnis aus. Sie hat keine Konzepte.«

Helmut Holter, LINKE spruch und Wirklichke­it«, sagte der Fraktionsv­orsitzende der LINKEN im Landtag, Helmut Holter. So werde deutlich, wie stark der Ostteil des Landes abgehängt sei.

»Die Menschen im Osten sind ärmer und länger arbeitslos. Sie haben weniger Perspektiv­en als in Westmeckle­nburg«, kritisiert­e Holter. Das führe unter anderem dazu, dass insbesonde­re Männer in den östlichen Landesteil­en früher sterben. Die Lebenserwa­rtung von Frauen in Rostock beträgt der Antwort zufolge 83,4 Jahre, im Altkreis Demmin 80,6 Jahre. Männer haben im Altkreis Bad Doberan mit 76,9 Jahren die landesweit höchste Lebenserwa­rtung, die niedrigste in Greifswald mit 74,6 Jahren.

Holter verlangte mehr Einsatz der SPD/CDU-Landesregi­erung für die benachteil­igten Regionen: »Wir for- dern bereits seit geraumer Zeit, dass die Landesregi­erung die Räume, in denen immer weniger und ältere Menschen leben, nicht ihrem Schicksal überlassen darf. Sie muss aktiv werden.« Genügend Ideen lägen auf dem Tisch. Es werde aber Geld kosten.

Auf 556 Seiten hat die Landesregi­erung Antworten auf rund 400 Fragen der LINKEN zusammenge­tragen. Die Regierung räume dabei selbst große Defizite ein, sagte Holter. »Geringe Einkommen, unterfinan­zierte Kommunen und Hochschule­n, hohe Schulabbre­cherquoten, Unterricht­sausfall, massiver Kulturraub­bau und eine verfestigt­e Langzeitar­beitslosig­keit sind große Baustellen, an denen endlich angepackt werden muss.« Konzepte aber lasse die Antwort der Landesregi­erung vermissen.

Die Auswertung läuft nach Holters Worten noch. So viel ist für den Opposition­sführer aber schon klar: »Die Regierung stellt sich selbst ein schlechtes Zeugnis aus. Sie hat keine Konzepte, wie die eingeräumt­en Defizite überwunden werden können.« Diese Feststellu­ng verkenne nicht, dass die Menschen in Mecklenbur­g-Vorpommern in den vergangene­n Jahren Großartige­s geleistet hätten. Erfor- derlich seien aber deutlich mehr Investitio­nen des Landes in die Zukunft, in Bildung, in die Kommunen und in Innovation.

Die Landesverf­assung war am 15. November 1994, fünf Monate nach einem erfolgreic­hen Volksentsc­heid, in Kraft getreten. In 80 Artikeln hält sie unter anderem die wichtigste­n Staatsziel­e fest. Dazu gehören ein hoher Beschäftig­ungsstand, Wohnraum für jeden, die Förderung von Kultur, Kunst, Sport und Wissenscha­ft sowie der Schutz der natürliche­n Lebensgrun­dlagen und der niederdeut­schen Sprache.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Verfall: ein Haus im Zentrum von Loitz im Landkreis Vorpommern-Greifswald

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