nd.DerTag

Total gut durchdacht, leider aber unpraktisc­h

- Zur Gesundheit­sreform Christa Hoffmann, Herzberg

Zu welchen Auswüchsen die Gesundheit­sreform führen kann, möchte ich anhand eines persönlich­en Erlebnisse­s zeigen. Anfang April holte ich für meinen Mann einen Transports­chein, da er nach Torgau zum Arzt musste. Er ist behindert, hat Pflegestuf­e II, sitzt im Rollstuhl und wird von mir rund um die Uhr betreut.

Bisher ließ ich den Beförderun­gsschein in der ansässigen Geschäftss­telle der Barmer GEK genehmigen. Doch diese gibt es seit dem 2. April nicht mehr. Eine offizielle Benachrich­tigung darüber gab es nicht. Was also tun? Die bisherige Telefonnum­mer ist nicht mehr erreichbar, nur noch eine Service-Hotline mit Sitz in Magdeburg. Dort erkläre ich mein Anliegen. Ich erfuhr, dass für unseren Bereich nun die Niederlass­ung im 70 Kilometer entfernten Lübben zuständig ist. Die Dame am Telefon empfiehlt mir, dort hinzufahre­n, um den nötigen Stempel abzuholen. Nach meinem Einwand, dass ich kein Auto besitze und mit 78 Jahren auch nicht mehr fahren würde und auch die Tour mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nicht machbar sei, erklärt sie mir, den Antrag per Post nach Lübben zu schicken.

Ich habe es getan, doch die ganze Zeit Angst gehabt, dass das Schreiben nicht pünktlich zurückkomm­t und wir so den wichtigen Arzttermin verpassen. Glückliche­rweise ging alles gut.

Mein Erlebnis zeigt, wie »gut durchdacht« die »Reformen« sind, insbesonde­re für ältere Menschen.

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