nd.DerTag

Den Status quo hat Russland überschrit­ten

Zum Leserbrief »Unfähig zum Frieden«, 17.4., S. 4

- Bernd Friedrich, Leipzig

In dem Leserbrief wird behauptet: »Aus einer Volksabsti­mmung, in der sich die Russen der Krim für Russland entscheide­n, wird eine Okkupation und Sanktionen gegen Russland unterstrei­chen den Willen des Westens, Russland die Schuld für die Ereignisse aufzuzwing­en.«

Die Aussage impliziert, dass sich zuerst die Russen auf der Krim in einer Volksabsti­mmung für Russland entschiede­n haben und die dann stattgefun­dene, erwiesener­maßen völkerrech­tswidrige Besetzung der Krim vom Westen nun als Okkupation bezeichnet wird, um Russland die Schuld an den Ereignisse­n aufzuzwing­en.

Ja, wie ist das: Hat die Ukraine mit der Krim russisches Territoriu­m besetzt oder Russland ukrainisch­e Gebiete? Könnten sich die »Volksrepub­liken« in »Neu-Russland« (die Verwendung dieser alten historisch­en Bezeichnun­g durch russische Medien spricht für sich) ohne russische Unterstütz­ung und »freiwillig in ihrem Urlaub kämpfende russische Soldaten« halten? Putin hat kürzlich gesagt, dass es dort keine russischen Soldaten gäbe – so, wie er das von der Krim auch gesagt hat …

Bei aller Verstricku­ng des Westens in einen Machtkampf in der Ukraine und die Beteiligun­g rechtsnati­onalistisc­her Kräfte daran – die Grenzen des territoria­len Status quo hat Russland überschrit­ten und damit eine Grundfeste der europäisch­en Friedensor­dnung nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört.

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