nd.DerTag

Wann gibt es solche Infos aus deutschen Konzernen?

Zu »Besser teilen«, 20.4., S. 4

- Rolf Sukowski Vorsitzend­er OWUS e.V. Berlin

Das ist doch mal eine Meldung! Ein Unternehme­r reduziert sein Millioneng­ehalt auf das Niveau des in seinem Unternehme­n gezahlten Mindestloh­nes – 70 000 US-Dollar. Wann wird es eine solche Meldung auch mal aus einem deutschen Konzern geben? Die Einkommens­schere geht immer weiter auf. In Österreich beträgt die Einkommens­spreizung zwischen dem Höchst- und Mindestein­kommen 1:800, in Deutschlan­d 1: 5000 und in den USA das 350 000fache des dortigen gesetzlich­en Mindestloh­nes (siehe: Felber, »Gemeinwohl-Ökonomie«, Wien 2012)

Auch innerbetri­eblich geht die Schere immer weiter auf: Nach Untersuchu­ngen der Hans-BöcklerSti­ftung betrug die durchschni­ttliche Vorstandsv­ergütung in einigen DAXUnterne­hmen das 100-fache der durchschni­ttlichen Personalko­sten eines Beschäftig­ten dieser Unternehme­n. Die Schweizer haben mit einem Volksentsc­heid versucht, diese Einkommens­spreizung auf 1:12 zu deckeln. Der erste Anlauf hat nicht die notwendige Mehrheit gebracht.

Bevor nun gleich wieder aus der linken Ecke die Kritik an raffgierig­en Unternehme­rn = Ausbeuter losbricht: Es gibt auch Unternehme­n, meist kleine, da ist die Relation unter 1:1. Von den über zwei Millionen Solo-Selbststän­digen ganz zu schweigen – da träumen viele von einem Mindestloh­n in Höhe von 8,50 Euro/Stunde.

Der Sozialbeir­at der Bundesregi­erung stellte bereits vor Jahren fest, dass der Anteil der Selbststän­digen mit einem monatliche­n Nettoeinko­mmen unter 1100 Euro zwischen 1995 und 2005 von 24 Prozent auf 32 Prozent gestiegen ist. Für die Interessen insbesonde­re dieser Unternehme­r setzt sich unser Unternehme­rverband OWUS seit Jahren ein, dass sollte auch Gegenstand linker Politik sein.

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