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Neuer Besitzer ließ das Mahnmal wegreißen

Zu »Die Zwangsarbe­it gleich nebenan«, 10. 4., S. 3

- Dr. Günter Reichert, Freital

In seinem Artikel spricht Sebastian Haak ein Problem an, was auch heute noch von vielen verdrängt wird. Nicht nur, dass man sich nicht daran erinnern will, sondern sogar geschaffen­e Erinnerung­sorte beseitigt. So zum Beispiel in Dresden.

Am 6. September 1979 wurde im Ergebnis der Arbeit der damaligen Geschichts­kommission der Wäscherei »VEB Purotex Dresden« auf dem Betriebsge­lände, dort, wo sich in den letzten Kriegsjahr­en ein Außenlager des Konzentrat­ionslagers Ravensbrüc­k mit ca. 700 Frauen in dem Gebäude des Rüstungsbe­triebes »Universell­e« befand, ein Gedenkstei­n errichtet. An dieser Feierstund­e nahmen damals auch ehemalige Häftlinge dieser KZ-Außenstell­e, so zum Beispiel Drinka Vizjak-Fortunat, teil. Im Bombenhage­l des 13. Februar 1945 wurde auch das Gebäude, in dem sich das Lager befand, schwer beschädigt. Frau Drinka Vizjak-Fortunat schrieb dazu in ihren Erinnerung­en: »Wir waren kaum in den Keller gestürzt, als zuerst unter gewaltigem Dröhnen das Licht ausging und dann im Schrei von 700 Frauen die Decke am Pfeiler und danach die Seitenwänd­e des Kellers einstürzte­n. Hinter den beiden zerstörten Wänden des Kellers brannte es unaufhörli­ch. Über die Treppe, die von Leichen bedeckt war, gelangte ich ins Freie.«

Es ist bekannt, dass beherzte Kommuniste­n damals einige der überlebend­en Frauen zum Beispiel in Freital und Freital-Weißig bis zum 8. Mai 1945 in ihren Wohnungen versteckt hielten.

Nachdem die »Purotex GmbH Dresden« von der westdeutsc­hen Wäscherei Bardusch übernommen wurde, verschwand auch dieser Gedenkstei­n und mit ihm die Erinnerung an die grausigen Verbrechen der Faschisten.

Ein Bericht von Frau Elisabeth Neubert über die damalige Feierstund­e mit weiteren Erinnerung­en ehemaliger Häftlinge ging an Frau Cordina Hundertmar­k in der Mahnund Gedenkstät­te Ravensbrüc­k, sie leitete ihn an das Archiv weiter. So ist zumindest dort etwas von diesem KZAußenlag­er Ravensbrüc­k vorhanden, leider aber nicht mehr am Ort des Verbrechen­s.

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