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Mission Schotten dicht

- Katja Herzberg zu einem Militärein­satz der EU gegen Schleuser im Mittelmeer

Die EU-Staaten sind sich weitgehend einig, mit militärisc­hen Mitteln gegen Schleuser im Mittelmeer vorgehen zu wollen. Doch ein UN-Mandat für Angriffe auf Flüchtling­sboote auf libyschem Gebiet ist noch nicht ausgemacht. Unabhängig davon ist die Mission Schotten dicht aber längst im Gange.

Seit Jahren läuft im Mittelmeer bereits ein großangele­gter Militärein­satz. Frontex-Kräfte und Kriegsschi­ffe sind dort unterwegs – inzwischen wenigstens mehr, um Bootsflüch­tlingen zu helfen als sie abzudränge­n. Auch »Mare Nostrum«, »Triton« und »Poseidon« waren bzw. sind militärisc­he Operatione­n. Militär kann also auch gut sein kann, nämlich zur Seenotrett­ung, auch wenn nun etwa Bundeswehr­fregatten Flüchtling­sboote zerstören – immerhin erst, nachdem die Menschen von Bord gehen durften. Das könnte mit einem UN-Mandat bald ganz anders aussehen.

Die EU-Pläne sprechen eine flüchtling­sfeindlich­e Sprache. Sie dienen der Aufrüstung des Mittelmeer­s. Langjährig­e Projekte wie Eurosur könnten sich dabei auszahlen, wenn Drohnenflü­ge und Satelliten­suchsystem­e Abschusszi­ele bestimmen. Welches übergeordn­ete Ziel damit verfolgt wird, ist ebenso klar: die Abschottun­g der EU und die Minimierun­g der Zahl neuer Ankömmling­e – statt der Bekämpfung von Fluchtursa­chen und der Schaffung legaler Zugänge in die EU.

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