Korruption Melissengeist
Wer denkt, mit von Pharmafirmen finanzierten Anwendungsbeobachtungen könnte man den Nutzen von Medikamenten objektiv bewerten, glaubt entweder auch an den Weihnachtsmann – oder ist selber Arzt und verdient gutes Zubrot an dieser Scheuklappen-Denkweise. Millionen von Euro pumpen die Hersteller jedes Jahr in wissenschaftlich völlig nutzlose Datensammlungen, deren Ergebnisse anschließend in den Schränken der Unternehmen oder ungelesen in den Ablagesystemen staatlicher Stellen verschwinden.
Der Aufwand, der mit hunderttausenden – meist ahnungslosen – Patienten betrieben wird, dient einzig dem Zweck, die Verkaufszahlen und den Markenwert der eigenen Produkte zu erhöhen. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Anti-Korruptionsorganisation Transparency Deutschland bei der Auswertung von Anwendungsbeobachtungsdaten auf mehrere teure Studien zu »Klosterfrau Melissengeist« stieß? Ein nicht verschreibungspflichtiges alkoholbasiertes Kräuterdestillat ohne erwiesenen medizinischen Nutzen, das aber immerhin eine der Haupteinnahmequellen der Klosterfrau Healthcare Group bildet.
Um solche Auswüchse zu verhindern und das Einfallstor für Ärztekorruption zu schließen, fordert Transparency seit Jahren ein Verbot von Anwendungsbeobachtungen. Notwendig sind sie ohnehin in keinem Fall: Für die Prüfung von Arzneimitteln gibt es ausreichende Gesetze.