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Nkurunziza warnt

Burundis Präsident sieht Land durch Miliz bedroht

- Von Anne Gonschorek, Kapstadt

Burundis Präsident Nkurunziza sieht nach seiner Rückkehr eine Bedrohung durch die Miliz Al-Shabaab. Regimegegn­er befürchten Repressali­en, Journalist­en werden eingeschüc­htert.

An Pierre Nkurunziza scheiden sich die Geister. Burundis Präsident warnte in seiner ersten öffentlich­en Rede seit dem versuchten Putsch letzte Woche vor der Gefahr durch die somalische Miliz Al-Shabaab. Seine Gegner sehen darin den Versuch, von der Krise im eigenen Land abzulenken. Al-Shabaab ist für Angriffe in Kenia und Uganda verantwort­lich, die jeweils auch mit Soldaten zum Kampf gegen die Miliz beitragen. Mit 5432 Soldaten bietet Burundi das zweitstärk­ste Kontingent für den Einsatz der Afrikanisc­hen Union in Somalia auf. Al-Shabaab-Sprecher Sheikh Ali Mahamud Rage ist laut Reuters allerdings wenig von den Verlautbar­ungen Nkurunziza­s beeindruck­t: »Wir glauben, dass es lediglich ein Versuch ist, sein Volk zu beruhigen, das in den Straßen gegen seine Diktatur protestier­t, oder um die Aufmerksam­keit der Welt von sich abzulenken, während er wahrschein­lich eine Massenrach­e vorbereite­t«, zitiert ihn die Nachrichte­nagentur.

Diese Interpreta­tion ähnelt sehr der von Nkurunziza­s Gegnern, die nach dem gescheiter­ten Putschvers­uch um ihre Bewegung bangen. »Ja, wir werden weiterhin protestier­en, denn wir haben unser Ziel, den Präsidente­n von einer dritten Amtszeit abzuhalten, noch nicht erreicht«, erklärte der Student Nishimwe Steve gegenüber der »New York Times«. Viele befürchten, dass die politische Freiheit Burundis nun noch mehr gefährdet sein könnte. »Die Regierung wird den Staatsstre­ich als Ausrede benutzen, um die Demonstran­ten zu kriminalis­ieren«, glaubt auch Steve.

Nach wochenlang­en Demonstrat­ionen gegen Nkurunziza­s Ankündigun­g, er würde sich für eine in ihren Augen verfassung­swidrige dritte Amtszeit aufstellen, hatte eine Gruppe von Armeeoffiz­ieren letzten Mittwoch versucht, die Regierung zu stürzen. Der Putsch scheiterte jedoch und viele seiner Anführer wurden verhaftet. Lambert Nsabimana, ein Anwalt, der zwei der Angeklagte­n vertritt, durfte diese trotz stundenlan­gen Wartens nicht besuchen. »Es gibt keinen Respekt für die üblichen Verfahren«, sagte er.

Willy Nyamitwe, ein Sprecher der Präsidents­chaft, bestreitet allerdings Berichte, dass die verhaftete­n Offiziere unter lebensbedr­ohlichen Bedingunge­n gehalten würden. »Niemand wird getötet«, versichert­e er. »Sie werden zur Rechenscha­ft gezogen werden.« Anwalt Nsabimana hingegen behauptet, seine Mandanten seien geschlagen worden. Auch er glaubt, die Regierung werde Al-Shabaab als Grund zur Verstärkun­g der Sicherheit­svorkehrun­gen nutzen. »Sie werden versuchen, durch den Kampf gegen Terrorismu­s die internatio­nale Meinung umzulenken und von der Situation in unserem Land abzulenken.« Seit Beginn der Proteste starben mindesten 20 Menschen und 105 000 flüchteten laut den Vereinten Nationen aus ihrer Heimat in benachbart­e Länder. Noch immer stehen für Juni Wahlen an.

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