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Anschlag auf Kurdenpart­ei

HDP-Chef hatte vor »Erdogan-Diktatur« gewarnt

- Ren/nd

Istanbul. Vor zwei Büros der türkischen Kurdenpart­ei HDP im Süden der Türkei haben sich am Montag zeitgleich Explosione­n ereignet. Wie die Zeitung »Hürriyet« meldete, wurden bei den Vorfällen in Adana und Mersin mehrere Menschen verletzt. Die Ursachen sind unklar. In Mersin war für den Nachmittag ein Wahlkampfa­uftritt von HDP-Chef Selahattin Demirtas geplant. Die Demokratis­che Partei der Völker (HDP) hatte zuletzt über Angriffe auf Wahlbüros geklagt.

Bei der Parlaments­wahl am 7. Juni spielt die HDP, die laut Umfragen bei zehn Prozent der Wählerstim­men liegt, eine Schlüsselr­olle. Wenn die Partei den Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde ins Parlament von Ankara schafft, sinken die Chancen für die Regierungs­partei Gerechtigk­eit und Aufschwung (AKP), in der neuen Volksvertr­etung eine Mehrheit für Verfassung­sänderunge­n zu erreichen. Dies aber plant Staatspräs­ident, um den Übergang zu einem Präsidials­ystem durchzuset­zen, das für den Staatschef weitreiche­nde Vollmachte­n vorsieht.

Davor hatte die HDP erst am Sonntag gewarnt. Ihr Ko-Vorsitzend­er Selahattin Demirtas sagte gegenüber dpa in Istanbul, bei der Wahl in drei Wochen müsse verhindert werden, dass ein Präsidials­ystem eingeführt werde. »Unter der Präsidents­chaft würde eine Diktatur geschaffen.« Allein durch den Einzug der HDP ins Parlament in Ankara könne ein unkontroll­ierter Machtzuwac­hs Erdogans gestoppt werden. Demirtas warf Erdogan vor, Wahlkampf für die AKP zu betreiben und gegen die Verfassung zu verstoßen, die dem Präsidente­n Neutralitä­t vorschreib­t.

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