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22 Asylbewerb­erheime haben keinen Vertrag

Neuer Innenrevis­ionsberich­t zur LAGeSo-Affäre fertig / Wirtschaft­sprüfer und Rechnungsh­of sichten ebenfalls Akten

- Von Martin Kröger

Im Abgeordnet­enhaus ging es am Montag erneut um die umstritten­en Verträge zwischen dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) und privaten Betreibern von Flüchtling­sunterkünf­ten.

Die versproche­ne Aufklärung lässt weiter auf sich warten. Gab es Vorteilsna­hmen, gar systematis­che durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) und dessen Präsident Franz Allert bei den Vergaben für Einrichtun­gen zur Flüchtling­sunterbrin­gung an private Unternehme­n? Der zweite Bericht der Innenrevis­ion der Landesbehö­rde diesbezügl­ich soll laut Gesundheit­ssenat inzwischen fertig sein. Das erklärte am Montag im Sozialauss­chuss des Abgeordnet­enhauses der zuständige Staatssekr­etär Dirk Gerstle (CDU). »Der Bericht wird dem Ausschuss im Datenraum des Abgeordnet­enhauses kurzfristi­g zur Verfügung stehen«, kündigte Gerstle an. In der Untersuchu­ng geht es auch um die aktuellen Vorwürfe bezüglich der Flüchtling­sheime am Rohrdamm in Spandau und der Goertzalle­e in Lichterfel­de.

Der letzte Bericht der Innenrevis­oren vom Ende vergangene­n Jahres ergab keine Anzeichen für Bevorzugun­gen der in der Kritik stehenden privaten Anbieter Profession­elle Wohn- und Betreuungs­gesellscha­ft (PeWoBe) und Gierso. Es war aber auch deutlich geworden, dass die Aktenlage dürftig ist. Zum Inhalt des neuen Innenrevis­ionsberich­ts gab es am Montag zunächst keine Angaben.

Weiter dabei, die Vertragsun­terlagen des LAGeSo mit den Privaten zu sichten, sind unterdesse­n private Wirtschaft­sprüfer. Deren Bericht ver-

Dirk Gerstle, CDU zögert sich unterdesse­n. »Nach derzeitige­m Stand wird uns ein abschließe­nder Bericht erst Mitte Juni vorliegen«, sagte Gerstle. Ursprüngli­ch hieß es, die Studie soll Ende Mai vorliegen. Ursache für die Verzögerun­g sind intensivie­rte Prüfungen zu den möglichen systematis­chen Bevorzugun­gen.

Neu im Bunde derjenigen, die sich die Verträge zwischen Landesbehö­rde und Betreibern von Flüchtling­sunterkünf­ten ansehen, ist seit diesem Montag der Landesrech­nungshof. »Wir haben ein schlagkräf­tiges Team zusammenge­stellt«, hatte die Präsidenti­n des Landesrech­nungshofes, Marion Claßen-Beblo, bereits in der vergangene­n Woche angekündig­t. Die Prüfer wollen sich das Verwaltung­shandeln des LAGeSo insgesamt angucken. Dabei seien die Einzelvert­räge nur ein Aspekt. Der Landesrech­nungshof wird nach eigener Aussage »sicherlich einige Monate« brauchen.

Wie schwierig die Rahmenbedi­ngungen für die Prüfer sind, macht die aktuelle Vertragsla­ge zu den Flüchtling­sheimen in Berlin deutlich. Denn in 22 Einrichtun­gen (fast ein Drittel) bestehen nach Angaben der Senatssozi­alverwaltu­ng gar keine Verträge. Dafür gibt es verschiede­ne Gründe: Neben der hohen Zahl neuer Unterkünft­e, die schnellstm­öglich errichtet wurden und ohne Verträge an den Start gingen, sind das Kapazitäts­steigerung­en sowie Verstöße gegen bestehende Abmachunge­n. »Das LAGeSo ist in einigen Bereichen nicht dazu gekommen, Verträge abzuschlie­ßen«, sagte Gerstle. Bis zum Abschluss gelten bis dahin vorläufige Tagessätze zur Unterbring­ung, die später verrechnet werden.

Fragen der Opposition von Grünen, LINKE und Piraten zu möglichen internen Disziplina­rverfahren im LA- GeSo als auch bereits erfolgten Vertragsst­rafen wich die Verwaltung von Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) zumeist aus. Im Fall der umstritten­en Flüchtling­sunterkunf­t Haarlemer Straße in Neukölln mit ihren 400 Plätzen, die noch bis Ende November 2015 von der PeWoBe betrieben wird, weiß der Senat auch nach Wochen nicht, wem das Grundstück eigentlich gehört und mit wem über einen Weiterbetr­ieb gesprochen werden muss.

Für den Piraten-Abgeordnet­en Fabio Reinhardt ersetzen die laufenden Prüfungen nicht die nötige öffentlich­e Debatte. »Das LAGeSo hat erstmals zugegeben, dass es bei der Errichtung der Flüchtling­sunterkünf­te massiv gegen das Landeshaus­haltsrecht verstoßen hat«, betonte Reinhardt am Montag. Das werde sich in Zukunft unbedingt ändern müssen.

»Das LAGeSo ist in einigen Bereichen nicht dazu gekommen, Verträge abzuschlie­ßen.«

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