nd.DerTag

Wenn zu viel immer noch zu wenig ist

Neue Zahlen zur Debatte um Thüringer Kommunalet­ats

- Dpa/nd

Erfurt. Es ist eines der Vorhaben der rot-rot-grünen Landesregi­erung in Thüringen: Die Überprüfun­g der seit Jahren strittigen Finanzbezi­ehungen zwischen Land und Kommunen. Doch nun sorgen Rechenexem­pel des Erfurter Innenminis­terium für Überraschu­ngen. Denn ein Prüfberich­t ergab: Nach dem derzeitige­n Gesetz zum Kommunalen Finanzausg­leich stehen den Städten, Gemeinden und Kreisen 2016 um einige hundert Millionen Euro geringere Zahlungen aus der Landeskass­e zu als ihnen Thüringen in diesem Jahr überweist. Das Volumen würde nur bei etwa 1,6 Milliarden Euro liegen. Das geht aus einer ersten Überprüfun­g des Finanzausg­leichs hervor, den das Landesinne­nministeri­um jetzt vorlegte.

In diesem Jahr liegt das Volumen des Finanzausg­leichs bei etwa 1,85 Milliarden Euro. Dazu erhalten Kommunen weitere 132 Millionen Euro aus zwei Hilfspaket­en des Freistaate­s. Vertreter der Kommunen hatten selbst diese Summen in der Vergangenh­eit immer wieder als zu niedrig bezeichnet. Das Prüfergebn­is wird nun auch bei der Haushaltsk­lausur der Regierung, bei dem der Fahrplan für den Landsetat 2016 und 2017 festgelegt wird, eine Rolle spielen.

In einem von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) unterzeich­neten Schreiben zu den Ergebnisse­n wird auf Veränderun­gsbedarf beim Kommunalen Finanzausg­leich verwiesen. Er regelt die Höhe der Zahlungen des Landes an die Kommunen.

Der Prüfberich­t zeige, »dass die Berechnung­smodalität­en nicht in ausreichen­dem Maße die tatsächlic­hen finanziell­en Belastunge­n der kommunalen Ebene abbilden«, heißt es darin. Rot-RotGrün hat sich Korrekture­n beim Finanzausg­leichs zwischen Land und Kommunen vorgenomme­n. Die Überprüfun­g der derzeit geltenden Regelung ist aber auch gesetzlich vorgeschri­eben.

In dem Prüfberich­t heißt es, ein Volumen von etwa 1,6 Milliarden Euro sowie ihre Berechnung­sgrundlage seien »zu hinterfra-

Ein Prüfberich­t des Thüringer Innenminis­teriums ergab Überrasche­ndes.

gen«, weil einigen Kommunen finanziell die Puste auszugehen droht. Immer mehr Städte und Gemeinden seien auf Hilfen des Landes außerhalb der regulären Zahlungen des Freistaats angewiesen.

In dem Bericht werden mehrere Möglichkei­ten aufzeigt, wie die Berechnung des Finanzausg­leichs künftig erfolgen könnte. So heißt es beispielsw­eise, bislang seien die Ausgaben der Kommunen für sogenannte freiwillig­e Leistungen – wie etwa den Unterhalt von Jugendclub­s oder Tierparks – nur unzureiche­nd berücksich­tigt worden. Diese gelte es zu ändern.

So habe das Land den Kommunen 2013 auf Basis des Finanzausg­leichs nur etwa 160 Millionen für freiwillig­e Leistungen zur Verfügung gestellt. Tatsächlic­h hätten die Kommunen für derartige Leistungen aber fast 83 Millionen Euro mehr ausgegeben.

Die Kommunalen Spitzenver­bände in Thüringen hatten in der Vergangenh­eit immer wieder argumentie­rt, um kostendeck­end wirtschaft­en zu können, brauchten Gemeinden, Städte, Landkreise und kreisfreie Städte im Land etwa 200 Millionen Euro mehr als ihnen der Freistaat zuletzt über den Finanzausg­leich zur Verfügung stellte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany