nd.DerTag

Auf diese Werte kann ich gern verzichten

Zu »Festung Europa«, 9./10.5., S. 18/19

- David Schwarzend­ahl, Frankentha­l

Sie kommen zu uns und suchen unsere Hilfe. Flüchtling­e, Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Opfer der Kriege. Opfer der Vertreibun­g und der Gewalt in ihren Ländern. Sie kommen zu uns in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie ergreifen all ihr Gespartes, ja vom Leben abgerungen­es Geld, schippern auf Todeskähne­n über das Mittelmeer und bekommen mit viel Glück einen Platz im Leben.

Wir reichen Europäer könnten vielen Helfen, sie aufnehmen und beschützen. Doch wir wehren uns, wir leisten Widerstand wir nehmen ihnen auch noch die Hoffnung. Man muss sich schämen, ein Teil dieser Gesellscha­ft zu sein.

Vor wenigen Tagen wurde in Limburgerh­of in Rheinland-Pfalz eine Flüchtling­sunterkunf­t in Brand gesteckt. Zuvor hatte es Proteste einer fiktiven Bürgerbewe­gung gegeben. Die Neonazipar­tei »Der 3. Weg« rief zum Hass gegen Fremde auf. Von der Rettung der deutschen Werte war zu lesen, gar vom Untergang des Abendlande­s, Flugblätte­r wurden verteilt, Hass geschürt, Gegendemon­stranten angegriffe­n und bis nach Hause verfolgt.

Wenn das die deutschen Werte sind, die wir beschützen sollen, dann verzichte ich darauf. Die Wut, die man als Antifaschi­st empfindet, wenn man feststellt, dass all der friedliche Protest wieder einmal vergebens war, ist das Schlimmste. Trotzdem geben wir nicht auf und kämpfen weiter, denn Zusammenha­lt und Solidaritä­t bricht die Mauer des Faschismus.

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