Auf diese Werte kann ich gern verzichten
Zu »Festung Europa«, 9./10.5., S. 18/19
Sie kommen zu uns und suchen unsere Hilfe. Flüchtlinge, Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Opfer der Kriege. Opfer der Vertreibung und der Gewalt in ihren Ländern. Sie kommen zu uns in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie ergreifen all ihr Gespartes, ja vom Leben abgerungenes Geld, schippern auf Todeskähnen über das Mittelmeer und bekommen mit viel Glück einen Platz im Leben.
Wir reichen Europäer könnten vielen Helfen, sie aufnehmen und beschützen. Doch wir wehren uns, wir leisten Widerstand wir nehmen ihnen auch noch die Hoffnung. Man muss sich schämen, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.
Vor wenigen Tagen wurde in Limburgerhof in Rheinland-Pfalz eine Flüchtlingsunterkunft in Brand gesteckt. Zuvor hatte es Proteste einer fiktiven Bürgerbewegung gegeben. Die Neonazipartei »Der 3. Weg« rief zum Hass gegen Fremde auf. Von der Rettung der deutschen Werte war zu lesen, gar vom Untergang des Abendlandes, Flugblätter wurden verteilt, Hass geschürt, Gegendemonstranten angegriffen und bis nach Hause verfolgt.
Wenn das die deutschen Werte sind, die wir beschützen sollen, dann verzichte ich darauf. Die Wut, die man als Antifaschist empfindet, wenn man feststellt, dass all der friedliche Protest wieder einmal vergebens war, ist das Schlimmste. Trotzdem geben wir nicht auf und kämpfen weiter, denn Zusammenhalt und Solidarität bricht die Mauer des Faschismus.