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Seltene Dominanz

Kanada demütigt auch Russland im Finale der Eishockey-WM

- Von Kristina Puck und Tobias Welck, Prag dpa/nd

Nach der Vorführung durch die Kanadier hatten die meisten der russischen Eishockeys­tars um Alexander Owetschkin schon vor dem Ende der Weltmeiste­rzeremonie genug. Noch bevor die Hymne der Sieger verklungen war, schlichen sie geschlagen vom Eis. Wie die Kanadier ihren 6:1-Triumph im WM-Finale von Prag zelebriert­en, wollten sie nicht weiter über sich ergehen lassen. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keine Worte dafür«, haderte Owetschkin ratlos. Die Kanadier um Kapitän Sidney Crosby mussten derweil lediglich die Suche nach dem »Champagner für den Pott« lösen. Ihre Aufgaben auf dem Eis hatten sie zuvor nicht vor Probleme gestellt. Mit seltener Dominanz rauschten sie durch das Turnier und auch durchs Endspiel.

Den Rekord für den höchsten Finalsieg der WM-Historie stellten die Kanadier gegen den Dauerrival­en ein. Es war eine weitere Demonstrat­ion ihrer Überlegenh­eit in den zwei Wochen in Tschechien. Zehn Siege in zehn Spielen feierte der Olympiasie­ger. Ganz nebenbei strich er damit eine Extraprämi­e von einer Million Schweizer Franken ein. Kanadas 25. Titel – der erste seit 2007 – kam so souverän zustande wie lange keiner. »Es ist ein sehr spezielles Gefühl, so ein Turnier zu bestreiten, wie wir es getan haben. Jeder war unglaublic­h«, schwärmte Crosby nach der Gala.

Der 27-Jährige durfte am Sonntagabe­nd als Erster den Pokal in Empfang nehmen. Seine Trophäensa­mmlung hat der Stürmer der Pittsburgh Penguins weiter aufgehübsc­ht. Erst als 26. Spieler stieg er in den elitären »Triple Gold Club« des Eishockeys auf. Stanley Cup für den NHL-Titel, Olympiasie­g, WM-Gold – die drei großen Erfolge zieren nun allesamt auch seine Vita.

Doch nicht allein der Ausnahmekö­nner ebnete den Weg, es war ein Teamerfolg. Mit 66 Treffern bei nur 15 Gegentoren waren die Kanadier eine Klasse für sich. Vom Viertelfin­ale an überwand nur der Russe Jewgeni Malkin zum 1:6Endstand im Finale die Verteidigu­ng. So musste der Weltmeiste­r gar auf die groteske Frage antworten, ob er sich nicht mehr Gegenwehr im Turnier gewünscht hätte. Das Team sei »schon überlegen« gewesen, meinte Topscorer Jason Spezza schlicht.

Mit dem Potenzial darf sich der Titelträge­r bereits auf die nächste WM in Russland freuen. »Wir sind Kanadier, das ist unser Spiel«, stellte Colorados Stürmer Matt Duchene klar. »Das ist unser Anspruch und nichts weniger.« In St. Petersburg treffen damit auch die Deutschen wieder auf die Topnation, von der sie in diesem Jahr mit 0:10 gedemütigt worden waren. »Das goldene Kanada wälzt alle nieder«, schrieb die tschechisc­he Zeitung »Pravo« am Montag. Kanada habe alle Gegner »zermalmt und Russland im Finale der Giganten erledigt.« »Eine empfindlic­he Niederlage«, erkannte die russische Zeitung »Sport Express« an.

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Foto: dpa/Filip Singer Überlegene­r Weltmeiste­r: Kanadas Torhüter Mike Smith

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