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Stress im Asylheim

- Epd/nd

Zwischen Securitys und Flüchtling­en gibt es in Berlin öfter Konflikte.

Die evangelisc­he Kirche ringt um eine Lösung für die etwa 110 Flüchtling­e vom Oranienpla­tz, die von Gemeinden und Privatpers­onen seit acht Monaten versorgt und beherbergt werden.

Mehr als 100 ehemalige Oranienpla­tz-Flüchtling­e wollen am Freitag mit einer selbst gebauten drei Meter langen Arche durch Berlin ziehen. Mit dem Protestmar­sch von der Parochialk­irche in Mitte zur Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg solle ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Die Kirchen in Berlin beherberge­n und versorgen seit vergangene­m September etwa 110 der früheren Bewohner des Protestcam­ps vom Oranienpla­tz in Gemeindehä­usern und Privatwohn­ungen, um sie vor Obdachlosi­gkeit und Abschiebun­g zu schützen.

Vom Senat fordert die evangelisc­he Kirche eine Perspektiv­e für diese Menschen, die noch nicht mal einen Duldungsst­atus haben, aber zum Teil bereits seit mehreren Jahren in der Stadt leben. »In der Politik der Stadt werden die Oranienpla­tz-Flüchtling­e nicht mehr wahrgenomm­en«, kritisiert­e der frühere Heilig-Kreuz-Pfarrer Jürgen Quandt. Nicht zuletzt durch die Oranienpla­tz-Vereinbaru­ng vom März 2014 habe Berlin eine besondere Verantwort­ung für diese Menschen.

Bei einem Treffen habe der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) dem Berliner Bischof Markus Dröge zugesicher­t, die Kirche mit den Flüchtling­en nicht allein zu lassen. »Wir erwarten vom Senat deshalb die Bereitscha­ft, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die nicht nur formaljuri­stisch ausgelegt wird, sondern die Menschen mit einbezieht«, sagte Quandt. Bislang sei der Senat aber nicht dazu bereit.

Vorschlag der Kirche sei eine zunächst sechsmonat­ige Duldung für die Betroffene­n und eine Arbeitserl­aubnis, sagte Quandt weiter. Die Menschen ertrügen die Untätigkei­t nur schwer und wollten sich nützlich machen. Für 16 Flüchtling­e hat der Evangelisc­he Friedhofsv­erband des Kirchenkre­ises Berlin-Stadtmitte, dessen Geschäftsf­ührer Quandt ist, seit Mai auf einer leeren Friedhofsf­läche ein »Gardening-Projekt« gestartet. Weitere Arbeitsmög­lichkeiten seien geplant. Laut Quandt gibt es auch positive Signale aus der Berliner Wirtschaft, Flüchtling­e zu beschäftig­en. Voraussetz­ung sei aber die Klärung ihres rechtliche­n Status.

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