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Geld und Spiele

- Von Stefan Otto

Ordentlich­er Fußball hat offensicht­lich seinen Preis. Selbst im gehobenen Amateurfuß­ball geht es mittlerwei­le um Sponsoreng­elder und Verträge mit Ablösesumm­en. An diesen Verhältnis­sen hatten sich offenbar auch die »Roten Hosen« orientiert, die Freizeitma­nnschaft der saarländis­chen SPDFraktio­n. Für das Kicken nach Plenumssch­luss beanspruch­ten die Hobbyfußba­ller in den Jahren 2004 bis 2009 stattliche 83 000 Euro – aus Steuergeld­ern, wie der Landesrech­nungshof rügte.

Unter den Augen des damaligen Geschäftsf­ührers der SPDFraktio­n, Reinhold Jost, ließen die »Roten Hosen« es sich auf einem jährlich stattfinde­nden AltherrenT­urnier im Schwarzwal­d anscheinen­d gutgehen wie ein Bundesligi­st. Das Team übernachte­te in einem Wellnessho­tel mit einem überaus großen Mannschaft­stross: 72 Mitreisend­e habe es 2008 gegeben, berichtete die »Saarbrücke­r Zeitung«. Allein 883 Euro sollen die Rothosen in dem Jahr in der Hotelbar ausgegeben haben.

Als Kritik an den hohen Kosten aufkam, gelang es Jost recht schnell, die Ausgaben zu senken – ab 2010 beanspruch­te die Parlaments­mannschaft jährlich nur noch 4000 Euro an Steuergeld­ern. Die Staatsanwa­ltschaft konnte der Sozialdemo­krat damit aber nicht besänftige­n, ihre Ermittlung­en dauern unverminde­rt an.

Jost, mittlerwei­le saarländis­cher Justizmini­ster, hat die Freizeitki­ck-Affäre nun eingeholt. Weil er bei den umstritten­en Turnierrei­sen mehrere Rechnungen unterzeich­net haben soll, wird gegen ihn wegen Untreue ermittelt. Am Montag zog er daraus die Konsequenz und trat von seinem Ministeram­t zurück – um »bereits den äußeren Anschein einer Einflussna­hme auf die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft zu vermeiden«, wie er sagte. Als Justizmini­ster fungierte Jost nämlich als oberster Dienstherr der Staatsanwa­ltschaft.

Ein langjährig­er Weggefährt­e Josts war übrigens Heiko Maas. Auch er spielte bei den »Roten Hosen« und soll einige Ausflüge mitorganis­iert haben, bevor er im Dezember 2013 Bundesjust­izminister wurde.

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Foto: dpa/Oliver Dietze Reinhold Jost geriet wegen hoher Ausgaben für ein SPD-Fußballtea­m in Bedrängnis.

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