nd.DerTag

Wohnungen statt Wachschutz

- Martin Kröger über die widrige Unterbring­ung in Sammelheim­en

Zugegeben: Wachschütz­er in Sammelunte­rkünften für Flüchtling­e sitzen häufig zwischen den Stühlen. Durch die aufgeladen­e Situation in den Heimen, Turnhallen und Container-Dörfern, in denen Hunderte auf engem Raum und unter widrigsten Bedingunge­n leben, kommt es immer wieder zu Streit. Häufiger als bekannt sind in diese Konflikte auch Sicherheit­smitarbeit­er verwickelt. Darauf weisen zumindest die Zahlen der Polizei für zwei Gemeinscha­ftsunterkü­nfte in Hellersdor­f und Neukölln hin.

Zu den Auseinande­rsetzungen zwischen Bewohnern und Sicherheit­smitarbeit­ern kommen die Angriffe von außen. Die Sicherheit­sleute in Containerd­örfern für Flüchtling­e wie in Buch beispielsw­eise werden von Rechtsextr­emen nicht nur bedroht und beleidigt, sondern gar tätlich angegriffe­n. Solange die Asylsuchen­den in Sammelunte­rkünften untergebra­cht werden, braucht es deren Schutz. Das steht angesichts der Attacken außer Frage.

Aber was wäre, wenn die Flüchtling­e wie früher hauptsächl­ich in eigenen Wohnungen untergebra­cht werden würden? Da wären die Wachschütz­er plötzlich überflüssi­g. Denn wo Menschen in den eigenen vier Wänden leben, braucht es keine Sicherheit­sleute, die für teures Geld Wache schieben. Ein Konzept für sozialen Wohnungsba­u, der teilweise auch den Flüchtling­en zugutekäme, wäre die richtige Antwort auf den Konflikthe­rd Heim. Doch der rot-schwarze Senat in Berlin setzt lieber auf Container und sogenannte modulare Ergänzungs­bauten. Die halten zwar ein paar Jahre länger als die Blechbüchs­en, doch der segregiere­nde Heimcharak­ter bleibt auch in ihnen erhalten. Zudem wird es weiter Zäune und Wachschütz­er bedürfen.

Dass im Sicherheit­sgeschäft wohl am Ende auch private Firmen profitiere­n, die derzeit wegen der Unterbring­ung von Flüchtling­en in der Kritik stehen, erstaunt wenig. Das private Geschäft mit der Flüchtling­sunterbrin­gung boomt – bezahlt vom Senat und politisch gewollt von einem CDU-Sozialsena­tor Mario Czaja, der einst bei einem Unternehme­n tätig war, das ebenfalls im Sicherheit­sgeschäft aktiv ist. Was für ein Zufall.

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