Wohnungen statt Wachschutz
Zugegeben: Wachschützer in Sammelunterkünften für Flüchtlinge sitzen häufig zwischen den Stühlen. Durch die aufgeladene Situation in den Heimen, Turnhallen und Container-Dörfern, in denen Hunderte auf engem Raum und unter widrigsten Bedingungen leben, kommt es immer wieder zu Streit. Häufiger als bekannt sind in diese Konflikte auch Sicherheitsmitarbeiter verwickelt. Darauf weisen zumindest die Zahlen der Polizei für zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Hellersdorf und Neukölln hin.
Zu den Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern und Sicherheitsmitarbeitern kommen die Angriffe von außen. Die Sicherheitsleute in Containerdörfern für Flüchtlinge wie in Buch beispielsweise werden von Rechtsextremen nicht nur bedroht und beleidigt, sondern gar tätlich angegriffen. Solange die Asylsuchenden in Sammelunterkünften untergebracht werden, braucht es deren Schutz. Das steht angesichts der Attacken außer Frage.
Aber was wäre, wenn die Flüchtlinge wie früher hauptsächlich in eigenen Wohnungen untergebracht werden würden? Da wären die Wachschützer plötzlich überflüssig. Denn wo Menschen in den eigenen vier Wänden leben, braucht es keine Sicherheitsleute, die für teures Geld Wache schieben. Ein Konzept für sozialen Wohnungsbau, der teilweise auch den Flüchtlingen zugutekäme, wäre die richtige Antwort auf den Konfliktherd Heim. Doch der rot-schwarze Senat in Berlin setzt lieber auf Container und sogenannte modulare Ergänzungsbauten. Die halten zwar ein paar Jahre länger als die Blechbüchsen, doch der segregierende Heimcharakter bleibt auch in ihnen erhalten. Zudem wird es weiter Zäune und Wachschützer bedürfen.
Dass im Sicherheitsgeschäft wohl am Ende auch private Firmen profitieren, die derzeit wegen der Unterbringung von Flüchtlingen in der Kritik stehen, erstaunt wenig. Das private Geschäft mit der Flüchtlingsunterbringung boomt – bezahlt vom Senat und politisch gewollt von einem CDU-Sozialsenator Mario Czaja, der einst bei einem Unternehmen tätig war, das ebenfalls im Sicherheitsgeschäft aktiv ist. Was für ein Zufall.