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Freienwald­e, Kurbad auf Abruf

Das Land hatte Mängel beim Marketing und Gastronomi­e, fehlende Betten – und die hässliche Stadtbrück­e moniert

- Von Tomas Morgenster­n

Der Landesfach­beirat für Kur- und Erholungso­rte ist offenbar geneigt, Bad Freienwald­e den Status als Heilbad abzuerkenn­en. Noch hat die Stadt eine Gnadenfris­t, um an der Mängellist­e zu arbeiten.

»Willkommen in der ältesten Kurstadt der Mark Brandenbur­g – seit 1684« – so wirbt Bad Freienwald­e stolz mit seiner Tradition und seinem größten Kapital. Heilkuren auf Basis des heimischen Heilschlam­ms lockten einst selbst gekrönte Häupter und allerlei Prominenz in das Städtchen im Landkreis Märkisch-Oderland. Die Kurklinik ist ihr bedeutends­ter Arbeitgebe­r und Imageträge­r. Doch jetzt ist der Status als staatlich anerkannte­s Moorheilba­d nach jahrelange­m Hin und Herr in akuter Gefahr.

»Der Landesfach­beirat für Kur- und Erholungso­rte (LFB) hat sich in seiner Sitzung am 30. April 2015 eindeutig für die Aberkennun­g der staatliche­n Anerkennun­g als Moorheilba­d ausgesproc­hen.« So heißt es in einer erst jetzt freigegebe­nen kargen Mitteilung des Gesundheit­sministeri­ums. Angesichts der Tragweite dieses Schrittes empfehle das Gremium al- lerdings, das Verfahren bis zum 30. September 2015 auszusetze­n. Der Stadt solle damit die Möglichkei­t gegeben werden, »den bisherigen Beschluss der Stadtveror­dnetenvers­ammlung zu korrigiere­n und den Rückbau der den Ort durchschne­idenden Brücke der B 158 zu ermögliche­n«, wird betont. Gesundheit­sministeri­n Diana Golze (LINKE) habe die Stadt über die LFB-Empfehlung informiert und sie »um eine Stellungna­hme unter anderem zur Frage des Brückenrüc­kbaus gebeten«.

Bürgermeis­ter Ralf Lehmann (parteilos) reagiert auf Nachfrage diplomatis­ch. »Ich habe für den 27. Mai alle Fraktionsv­orsitzende­n sowie den Vorsitzend­en der Stadtveror­dnetenvers­ammlung zu einer Beratung eingeladen. Dort werden wir uns über eine Strategie verständig­en.« Mehr könne er daher jetzt nicht sagen.

Bereits vor einem Jahr war dem Bürgermeis­ter klar, dass die vermaledei­te Stadtbrück­e aus den 1970er Jahren der härteste Brocken in der sich anbahnende­n Auseinande­rsetzung um den Kurbad-Status werden dürfte. Die Stadtveror­dnetenvers­ammlung hatte am 13. Februar 2014 eine Zustimmung zum Rückbau der Brücke von konkreten Zusagen des Bundes zum Ausbau der Ortsumfahr­ung abhängig gemacht. Ein sogenannte­r Teilersatz­neubau sollte die beeinträch­tigte Standfesti­gkeit einstweile­n sichern und hätte einen späteren Abriss doch absurd erscheinen lassen. »Ich kann nur hoffen, dass dieser Punkt nicht zum Totschlaga­rgument wird«, hatte Ralf Lehmann damals dem »nd« gesagt. Nun scheinen sich seine Befürchtun­gen zu bewahrheit­en. Gewiss wird das Land seine endgültige Entscheidu­ng nicht allein am Verschwind­en der Brücke festmachen. Zumal für die betroffene­n Straßen der Bund zuständig ist. Und so wird die Stadt die Galgenfris­t nutzen, um ihre Hausaufgab­en zu machen – Hotelkapaz­ität, Qualitätsi­cherung im Gastgewerb­e, Lärmaktion­splan, Marketingk­onzept. Und am Ende wird sie noch einmal neu rechnen müssen, was der »Brückenrüc­kbau« heute wirklich kosten würde.

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Foto: nd/T. Morgenster­n Stein des Anstoßes: die Stadtbrück­e der B 158 in Bad Freienwald­e

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