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Sprühgift aus der Luft gegen Eichenraup­e

- Dpa/nd

Brandenbur­g geht mit Schädlings­bekämpfung­smitteln gegen den Eichenproz­essionsspi­nner vor. Kritik kommt von Naturschut­zverbänden, die andere Insektenar­ten bedroht sehen.

Die Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners mit einem über den Wäldern versprühte­n Schädlings­bekämpfung­smittel ist zunächst abgeschlos­sen. Zuletzt sei noch eine kleine Fläche in der Prignitz behandelt worden, sagte Einsatzlei­ter Michael Kopka vom Landesbetr­ieb Forst Brandenbur­g zum Abschluss der Kampagne am Montagaben­d. Zwei Hubschraub­er hatten seit Ende April das Biozid Dipel ES über den von den Raupen befallenen Waldgebiet­en in den Landkreise­n Havelland, Ostprignit­z-Ruppin und Prignitz versprüht. Während diese Methode für die Landesregi­erung weiter erste Wahl bleibt, kommt massiv Kritik vom Naturschut­zbund (Nabu) Brandenbur­g. Das eingesetzt­e Mittel treffe immer auch andere Insekten, hieß es.

Der Eichenproz­essionsspi­nner hat sich seit 2004 in Brandenbur­g ausgebreit­et und verursacht Fraßschäde­n an den Bäumen. Zudem können die Brennhaare der Raupen bei Menschen heftige allergisch­e Reaktionen verursache­n. Gegen die Sprühaktio­nen hatte es massiven Kritik von Naturschut­zverbänden gegeben. Dennoch hält die Landesregi­erung daran fest.

»Diese Methode ist außerorden­tlich erfolgreic­h«, sagte Kopka. »Vor zwei Jahren mussten wir noch gut 8700 Hektar Fläche behandeln, in diesem Jahr nur noch 1300 Hektar.« Eichenwald wachse im Land auf 70 000 Hektar.

Nabu-Vorstandsm­itglied Werner Kratz, Biologe an der Freien Universitä­t Berlin, fordert dennoch den Verzicht auf die großflächi­gen Sprühaktio­nen. »Das Gift wirkt keinesfall­s nur selektiv auf den Eichenproz­essionsspi­nner sondern auch auf viele andere nützliche Insektenar­ten wie Schlupfwes­pen«, kritisiert Kratz. »Studien zeigen, dass nach solchen Sprühaktio­nen etwa für Jungvögel gar nicht mehr genügend Nahrung vorhanden ist.« Daher solle Brandenbur­g, wie andere Bundesländ­er auch, die betroffene­n Waldgebiet­e absperren und so ermögliche­n, dass sich dort natürliche Gegenspiel­er der Raupen entwickeln. Zumal die versprühte­n Schädlings­bekämpfung­smittel auch Gewässer und Moore verunreini­gten.

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