Ein Kirchlein nach dem Baukastenprinzip
Im Westen von Rheinland-Pfalz tourt ein Pfarrer mit einem mobilen Gotteshaus durch die Lande
In der evangelischen Kirchengemeinde Daun rollt die Kirche zu den Gläubigen: Altar, Kruzifix und Bibel sind in einem Anhänger verstaut. Auch einen aufklappbaren Glockenturm hat der Pfarrer dabei.
Immerath. Pfarrer Frank Meckelburg hat seine Kirche im Anhänger. Wie bei einer Currywurstbude klappt er mal eben schnell die Seitenklappe auf: Schon steht der Altarraum mit Kreuz und Bibel bereit. Dann wird noch der Glockenturm aufgerichtet – und die mobile Kirche ist fertig. »Wir setzen nicht darauf, dass die Menschen zu uns kommen, sondern wir kommen mit dem Gottesdienst zu den Menschen«, sagt Meckelburg, der mit der Kirche auf Rädern in diesem Jahr erstmals regulär in seiner evangelischen Kirchengemeinde Daun in RheinlandPfalz unterwegs ist.
Rund 100 Gläubige sind an diesem Sonntag zum Gottesdienst am Ufer des Immerather Maars gekommen. Viele packen an: Stühle werden auf der Wiese aufgestellt, Blumen verteilt, Bläser stimmen sich ein. »Es ist eine tolle Initiative an einem schönen Ort«, sagt Gudula Umann-Jeglinski aus Niederstadtfeld. »Es geht auch darum, mit dem besonderen Angebot Kirchenfremde anzulocken«, meint Presbyter Ralf Wagner-Nowak. »Wir sind eine Diaspora-Gemeinde«, sagt Pfarrer Meckelburg. Rund 2500 Gläubige seien in der überwiegend katholischen Gegend über 50 Orte verteilt und es gebe nur eine zentrale evangelische Kirche in Daun. »Das bedeutet, viele Menschen haben einen langen Weg, wenn sie Sonntags zum Gottesdienst kommen wollen.« 20 Kilometer für eine Strecke seien keine Seltenheit. »Außerdem wollen wir zeigen, dass Kirche auch ohne große Gebäude existieren kann«, sagt der 52-Jährige.
Daher hat sich die Gemeinde 2014 eine mobile Kirche zugelegt. »Wir sind damit vor Ort präsent«, sagt der Pfarrer, der dieses Jahr vier Touren plant. Zum Kirchenmobil-Team gehören zehn Leute. Sie haben den Kofferanhänger, einen modernen Bauwagen, liebevoll umgebaut – und ihm auch ein rundes Kirchenfenster verpasst. Der Glockenturm hat zwar keine Glocke, aber eine Turmuhr bekommen. Im Anhänger sind auch Klappstühle und ein Zelt für schlechtes Wetter.
Die Dauner Kirche auf Rädern sei auf jeden Fall »eine Rarität«, sagt der Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven, in Düsseldorf. Es gebe zwar einige Initiativen, bei denen sich Kirche auf den Weg zu den Menschen mache. Etwa bei einem Gottesdienst am Arbeitsplatz oder in einer Kapelle an einem Radweg. »Dass aber jemand seine Kirche im Anhänger hinter sich her zieht, das ist schon ziemlich einzigartig«, sagte Iven für seine Landeskirche mit rund 2,7 Millionen Gläubigen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland. Laut Meckelburg gibt es auch anderswo ähnliche Ideen. Etwa in Köln eine Fahrradkirche mit Anhänger, die zu Spielplätzen fahre. »Das ist in einer Stadt sicher ein viel besseres Projekt. Un- ser Projekt eignet sich vor allem für den ländlichen Raum und in Diaspora-Gemeinden.« Es sei besonders, weil sie den ganzen Altarraum mitbringe. Das Kirchenmobil ist in der Eifel zunächst für drei Jahre auf Tour.