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Demokratie und Freihandel

Östliche Partnersch­aft soll Wandel in ehemaligen Sowjetrepu­bliken bewirken

- Agenturen/nd

Mit der Östlichen Partnersch­aft will die Europäisch­e Union den politische­n, wirtschaft­lichen und sozialen Wandel in sechs Ländern Osteuropas und des südlichen Kaukasus unterstütz­en. Die EU hatte das Projekt gemeinsam mit den sechs Ex-Sowjetrepu­bliken Ukraine, Moldau, Georgien, Armenien, Aserbaidsc­han und Weißrussla­nd im Mai 2009 in Prag ins Leben gerufen. In der dort von den Staats- und Regierungs­chefs und den Vertretern der EU-Institutio­nen unterzeich­neten Erklärung heißt es: »Das Hauptziel der Östlichen Partnersch­aft besteht darin, die notwendige­n Voraussetz­ungen für die Beschleuni­gung der politische­n Assoziieru­ng und der weiteren wirtschaft­lichen Integratio­n zwischen der Europäisch­en Union und interessie­rten Partnerlän­dern zu schaffen.« Die Östliche Partnersch­aft ist jedoch, wie von EU-Seite immer wieder betont wird, keine Vorstufe für einen späteren EU-Beitritt der sechs ehemaligen Sowjetrepu­bliken. Ziel ist langfristi­g eine große Freihandel­szone. Ein weiteres Thema sind Visa-Erleichter­ungen.

Mit jedem Partnerlan­d werden sogenannte Assoziieru­ngsabkomme­n angestrebt. Mit der Ukraine, Moldau und Georgien hat die EU einen solchen Vertrag zur engeren Anbindung im vergangene­n Jahr abgeschlos­sen. Seit Schließung der Vereinbaru­ng über die Östliche Partnersch­aft hat Brüssel für das Programm 3,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das ist ungefähr ein Viertel der Summe, die im Rahmen der sogenannte­n Europäisch­en Nachbarsch­aftspoliti­k zwischen 2007 und 2013 für die gesamte sogenannte Europäisch­e Nachbarsch­aftspoliti­k (ENP) zur Verfügung gestellt wurde. Die Östliche Partnersch­aft ist eine regionale Komponente der ENP. Für den Zeitraum 2014 bis 2020 ist sie mit 15,4 Milliarden Euro ausgestatt­et.

Die Partner der Östlichen Partnersch­aft kommen alle zwei Jahre zu einem Gipfeltref­fen zusammen. Anhand der Teilnehmer lässt sich ablesen, dass die Bedeutung dieser Strategie mit den Jahren zugenommen hat. Blieben 2009 nicht wenige Staats- und Regierungs­chefs dem Treffen fern, waren bereits 2011 fast alle anwesend. »Die Streitigke­iten zwischen der EU und Belarus, die schon den ersten Gipfel belastet hatten, weiteten sich 2011 so sehr aus, dass sie die gesamte Berichters­tattung zum Gipfel prägten«, schätzt die Politikwis­senschaftl­erin Anna Striethors­t die Entwicklun­g für die Rosa-Luxemburg-Stiftung ein.

Dem Gipfeltref­fen im Jahr 2013 kommt allerdings die bislang größte historisch­e Bedeutung bei. Nachdem der damalige ukrainisch­e Präsident Viktor Janukowits­ch das Assoziieru­ngs- und Freihandel­sabkommen mit der EU nicht unterzeich­nete, kam es auf dem Kiewer Maidan zu blutigen Massenprot­esten. Es folgte der Sturz Janukowits­chs, die Annexion der Krim durch Russland und der bis heute anhaltende Krieg in der Ostukraine. Letztlich unterzeich­nete die neue prowestlic­he Regierungi­n Kiew im März und Juni beide Teile des Assoziieru­ngsabkomme­ns. Die Krise im Land ist jedoch keineswegs gelöst und wird auch bei diesem Treffen in Riga im Mittelpunk­t der Gespräche stehen.

Von Russland wurde das Partnersch­aftsprojek­t von Beginn an kritisch gesehen. Kremlchef Wladimir Putin hatte schon vor Jahren einen gemeinsame­n Wirtschaft­sraum zwischen Lissabon und Wladiwosto­k vorgeschla­gen. Belarus und Armenien sind bereits Mitglied der Eurasische­n Wirtschaft­sunion.

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