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Merkel hofiert Ägyptens autoritäre­n Präsidente­n

Trotz Kritik will die Kanzlerin al-Sisi in Berlin empfangen

- Von Aert van Riel

Wegen der Menschenre­chtslage in Ägypten will sich Bundestags­präsident Norbert Lammert nicht mit Staatschef Abdel Fattah al-Sisi sehen lassen. Die Bundesregi­erung hat keinerlei Berührungs­ängste.

Norbert Lammert hat die politische Lage in Ägypten scharf kritisiert. An den Botschafte­r des nordafrika­nischen Landes schrieb der CDU-Politiker, dass statt der Terminieru­ng von Parlaments­wahlen Opposition­elle »mit Massenverh­aftungen, Verurteilu­ngen zu langjährig­en Haftstrafe­n und einer unfassbare­n Anzahl von Todesurtei­len« verfolgt werden. Deswegen sieht Lammert derzeit keine Grundlage für ein Gespräch mit dem ägyptische­n Staatschef al-Sisi. Seine Parteikoll­egin, Kanzlerin Angela Merkel, ließ sich davon nicht beirren. Ein Sprecher des Bundespres­seamts teilte mit, dassal-Sisiwiegep­lantam3. und4. Juni in Berlin empfangen werde.

Die Bundesregi­erung hatte zuletzt ihre Bemühungen um gute Beziehunge­n zu dem Land, in dem wieder das Militär herrscht und das Parlament vor drei Jahren aufgelöst worden ist, intensivie­rt. Anfang Mai besuchte Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier Kairo. Dort erklärte der SPD-Mann, dass Ägypten für die Stabilität in der Region eine »zentrale Rolle« spiele und einer der wichtigste­n Partner in der arabischen Welt sei.

Als Teil dieser Partnersch­aft sollen Polizei und Geheimdien­ste enger kooperiere­n. Die Bundespoli­zei arbeitet mit ägyptische­n Behörden zusammen, um die Migration in die EU einzuschrä­nken. Aus einer Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage des LINKE-Abgeordnet­en Andrej Hunko geht zudem hervor, dass das Bundeskrim­inalamt ägyptische Geheimdien­ste zu Treffen mit dem Thema Bekämpfung von »Terrorismu­s und Extremismu­s« eingeladen hat. Der Begriff »Terrorismu­s« wird auch im Zusammenha­ng mit Demonstrat­ionen benutzt. Repressive Maßnahmen richten sich nicht nur gegen die Muslimbrud­erschaft des gestürzten Präsidente­n Mursi, sondern auch gegen andere Gruppen wie Homosexuel­le.

Hunko forderte, die geplanten Kooperatio­nen zu annulliere­n. In Lammerts Schreiben gibt es hingegen keine Hinweise auf eine deutsche Unterstütz­ung des ägyptische­n Repression­sapparates.

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