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Flucht aus Ramadi

Westirakis­che Stadt ist in der Gewalt der IS-Miliz

- Agenturen/nd

Flüchtling­stragödie im Westen Iraks: Rund 40 000 Menschen sind vor der IS-Miliz aus der Provinzhau­ptstadt Ramadi geflohen. Doch die irakische Armee versperrt ihnen den Weg nach Bagdad.

Bagdad. Drei Kinder und zwei Frauen sind auf ihrer Flucht aus der westirakis­chen Stadt Ramadi gestorben, weil sie eine von der Armee gesperrte Brücke Richtung Bagdad nicht überqueren konnten. Augenzeuge­n berichtete­n am Mittwoch, die Opfer seien am Vortag wegen der großen Hitze und fehlender medizinisc­her Versorgung ums Leben gekommen. Laut UNO sind rund 40 000 Menschen vor der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) aus Ramadi geflohen.

An der Euphrat-Brücke Bsebis westlich von Bagdad sitzen nach Angaben des Rates der Provinz Al-Anbar seit Freitag mehrere Tausend Flüchtling­e fest, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Das Militär hat den Übergang gesperrt, weil es befürchtet, dass mit den Flüchtling­en heimlich IS-Kämpfer in die Hauptstadt gelangen könnten.

Flüchtling­e berichtete­n, sie müssten seit Tagen auf der nackten Erde übernachte­n. Einige warfen Armeeoffiz­ieren vor, von diesen als »Terroriste­n« beschimpft und geschlagen worden zu sein. Die Regierung hatte am Dienstag erklärt, sie wolle die Brücke für die Flüchtling­e öffnen. Der IS hatte am Wochenende die Provinzhau­ptstadt Ramadi vollständi­g unter Kontrolle gebracht.

In der Nähe des Ortes Al-Chalidija östlich von Ramadi gingen am Mittwoch die Gefechte zwischen ISKämpfern und regierungs­treuen Kräften weiter. Die Armee habe einen Schutzwall errichtet, um einen weiteren IS-Vormarsch zu verhindern, erklärte ein Stammesfüh­rer. An einem Militärstü­tzpunkt in der Nähe von Al-Chalidija hat die Regierung inzwischen Kräfte für eine Gegenoffen­sive zusammenge­zogen.

In den Reihen des IS starb unterdesse­n in Gefechten mit der Armee ein Neffe des früheren Präsidente­n Saddam Hussein. Ibrahim Sabawi Ibrahim sei in der Nähe der umkämpften Erdölraffi­nerie Baidschi ums Leben gekommen, meldete die Nachrichte­nseite Al-Sumaria am Mittwoch. Der 32-Jährige war Sohn von Saddams Halbbruder Sabawi Ibrahim al-Tikriti, der einst an der Spitze des Geheimdien­stes stand und vor zwei Jahren an Krebs starb. Im IS kämpfen zahlreiche frühere BaathMitgl­ieder und Anhänger Saddams.

In Syrien ist der IS nach heftigen Kämpfen mit Regierungs­truppen in Teile der historisch­en Oasenstadt Palmyra eingerückt. Die Extremiste­n kontrollie­rten ein Drittel der Stadt, berichtete die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte am Mittwoch.

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